Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)
MIKOLETZKY, Hanns Leo: Das Archivio di Stato in Venedig
350 Archivberichte Das Ministerium für nationale Erziehung: die Zentralstellen. Paul Vivien, „Administrateur civil“, Vorstand des Budget- und Rechnungsamtes bei der Direktion der Archive Frankreichs. Das Ministerium für nationale Erziehung: die Außenstellen. Simone R u m e a u. * Die großen Linien der französischen Wirtschaftsgeschichte von 1789 bis 1914. Die französische Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert. Emile Coornaert, Professor am College de France. Die französischen Eisenbahnen: die Organisation der S.N.C.F. Louis-Maurice Jouffroy, Chef-Ingenieur der S.N.C.F., Vorstand der Handelsstelle für den Südosten, Doktor phil. Die spezialisierten Dokumentationszentren und die Grundlagen dokumentarischer Klassifikation. M. de La Clemendiére, Vorstand der Dokumentationsstelle der Renault- Werke. * Die Generalkommission für wissenschaftliche Arbeitsorganisation. Jean Milhaud, Absolvent der Technischen Hochschule, Generalsekretär der C.E.G.O.S. und der I.T.A.P. ITALIEN. Das Archivio di Stato in Venedig. Von Hanns Leo Mikoletzky (Wien). Wer die Quellen der Geschichte Venedigs suchen will, darf nicht mehr wie einst nach San Marco gehen, sondern muß bei San Tomä an Land steigen und an der alten Scuola dei Calegheri, der Schusterbruderschaft, vorüber zu Santa Maria dei Frari wandern, jener dreischiffigen, 1330 bis 1417 errichteten Franziskanerkirche, deren blaßroter Backsteinbau sich unmittelbar an das äußerlich schlichte, in seiner Ausdehnung aber gewaltige ehemalige Kloster anschließt. Und hier, Campo dei Frari nr. 3002, befindet sich heute das Staatsarchiv von Venedig, eines der großartigsten der Welt, das seinen alten Namen einem österreichischen Hofdekret vom 13. Dezember 1815 dankt1). Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges, den e,s glücklicherweise ohne irgendwelche Verluste überdauerte, hatte es entsprechend dem „Nuovo ordinamento degli Archivi del Regno“ 2) in Italien drei Arten staatlicher Archive gegeben: das Archivo del Regno in Rom, die 20 Archivi di Stato (Torino, Genova, Milano, Mantova, Venezia, Trento, Bolzano, Trieste, Zara, Bologna, Modena, Parma, Firenze, Lucca, Pisa, Siena, Roma, Napoli [con sezione a Caserta], Palermo, Cagliari) und die 74 sezioni di archivio di Stato (von Agrigento bis Viterbo)3). Sie waren neun Sopra!) Vgl. Heinrich Kretschmayr, Geschichte von Venedig, in: Allgemeine Staatengeschichte. 1/35. Band 2. 1920, S. 549; Band 3. 1934, S. 561. 2) Vgl. La Legislazione su gli Archivi di Stato, hrsg. vom Ministero dell’In- terno. Direzione Generale dell’Amministrazione Civile. Ufficio Centrale Archivi di Stato. S. 76ff.: Legge 22 dicembre 1939, n. 2006. 3) Vgl. dazu die frühere andere Gruppierung bei Hans Nabholz u. Paul K1 ä u i, Internationaler Archivführer. Hrsg. v. der Kommission f. Archivfragen des Internationalen Ausschusses für Geschichtswissenschaft 1936, S. 55 ff.