Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)

MIKOLETZKY, Hanns Leo: Das Staatsarchiv in Wiesbaden

332 Archivberichte Aufträge wurden in Innsbruck in größerem Umfange für das Land Vor­arlberg durchgeführt. Durch die Errichtung dieser kleinen Fotostelle innerhalb des Archives war es auch möglich, das gesamte im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien liegende, auf Tirol bezügliche Urkundenmaterial durch junge Ar­chivare während der Zeit ihres Institutsbesuches im Lichtbilde zu er­fassen. Die mehrjährige Praxis hat zweifellos den Beweis geliefert, daß die technische Bearbeitung auswärtiger Archivbestände eine ziemliche Be­reicherung des Landesregierungsarchives an wissenschaftlichem Mate­rial brachte, das im Verhältnis zu seinem großen Umfange bescheidene Kosten verursachte. Außerdem bringt sie in zahlreichen Fällen eine große Zeitersparnis und bildet zuletzt für das Archiv selbst eine nicht zu unter­schätzende finanzielle Einnahmequelle, die eine baldige Amortisierung der technischen Geräte zur Folge hatte. DEUTSCHLAND. Das Staatsarchiv in Wiesbaden. Von Hanns Leo Mikoletzky (Wien). Die Begegnung mit einem völlig intakt gebliebenen, großen Archiv in Deutschland ist immer erfreulich: vor allem bietet da das hessische Staatsarchiv in Wiesbaden mit seinem stattlichen, von Gartenanlagen umgebenen lichten Backsteinbau dem aus dem zerstörten Frankfurt]) kommenden Besucher einen auch optisch wohltuenden Anblick. Unweit des Bahnhofs in der Mainzer Straße 80 gelegen, stammt das alte (preu­ßische) Haus mit Erdgeschoß und zwei Stockwerken noch aus den acht­ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts; daran wurde 1908/09 äußerlich unsichtbar ein sechsfach untergeteilter Erweiterungsbau mit einem Aufzug angeschlossen. Ursprünglich 1816 als herzoglich nassauisches Zentral­staatsarchiv im Schloß Idstein begründet und 1881 hierher ver­legt, ist das alte Archiv nach dem Kammer-, der Neubau nach dem 1) Das Archiv der Stadt Frankfurt a. M. befand sich seit 1878 in einem Neubau neben dem ehrwürdigen, freilich mehrfach umgebauten ehemaligen Lein­wandhaus hinter dem Dom: Weckmarkt 3. Das Haus wurde am 29. Januar und am 12. September 1944 völlig zerstört (damals gingen 47% der öffentlichen und 33% aller Wohngebäude zu Grund) und, da man zu spät mit der Verlagerung begonnen hatte, wurde auch ein Drittel der Bestände vernichtet. Der Rest be­findet sich jetzt in zwei Bunkern in Heddernheim und Praunheim sowie in einem Tresorkeller des Neubaus der Stadtsparkasse (Domgasse 9), wo auch die Ver­waltungsräume des Archivs gegenwärtig untergebracht sind: Benützungszeiten von Montag bis Freitag 9—15, Samstag 9—12. Das Archiv, dessen älteste Urkunde von 882 stammt, enthält noch immer über 100.000 Urkunden und an 5000 km Lauflänge der Akten. Vgl. den Bericht des Direktors Dr. Hermann Meinert, Das Stadtarchiv Frankfurt a. M. im zweiten Weltkrieg, in: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst. 5. Folge. 1. Band. 1948, bes. S. 38 die Über­sicht über die Verluste.

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