Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)

BACHMANN, Hanns: Fortschritte der fotografischen Erfassung, technischen Bearbeitung und Auswertung des mittelalterlichen Urkundenmaterials in geistlichen Archiven durch das Tiroler Landesregierungsarchiv

380 Archivberichte jederzeit feststellbar ist. Diese Bilder enthalten auf der Rückseite das aufgelöste Datum, Film- und Bildsignatur, so daß für einen Archiv- benützer, der diese Bilder verwertet, im Bedarfsfälle jederzeit ein Du­plikat angefertigt werden kann. Die Filme werden gerollt in kleinen Schachteln verwahrt (ca. 25 X 25 cm), die in 25 Fächer unterteilt sind und auf der Außenseite die Signaturen ihres Inhaltes tragen. Die Fotokopien der Urkunden und Handschriften, die im gleichen Formate vergrößert sind, werden nach ihrer Zusammengehörigkeit in Buchform gebunden. Besondere Schwierigkeiten bei den fotografischen Aufnahmen be­reiten die Siegel. Häufig sind sie verschmutzt und dunkel und stecken des öfteren auch in tiefen Wachsschüsseln, die eine schräge Beleuch­tung, die das Relief besser hervortreten läßt, nicht gestatten. Wegen ihrer dunklen Färbung erfordern sie eine weitaus längere Belichtungs­zeit als die Urkunde selbst und treten am Bilde infolge des senkrechten Liehteinfalles meist zu dunkel und in minderer Kenntlichkeit hervor. Um diesem Übelstande zu begegnen, werden von allen brauchbaren Sie­geln Gipsabgüsse angefertigt, die einen Ausguß eines nach dem Original angefertigten Plastilin-Negativs darstellen. Diese Siegelabgüsse werden der besseren Deutlichkeit und Haltbarkeit wegen nach genügender Trock­nung mit einer Schellacklösung überzogen und auf der Rückseite mit der fortlaufenden Nummer, dem Namen des Sieglers, Jahr und Her­kunftsangabe versehen. Außerdem wird ein laufendes Verzeichnis dieser Abgüsse mit genauen Angaben geführt, das durch einen alphabetischen Zettelkatalog aufgeschlüsselt wird. Dadurch ist sowohl eine strenge Kon­trolle des Bestandes möglich als auch die Auffindung eines bestimmten Sie­gels stets gewährleistet. Diese Abgüsse werden nach laufenden Nummern in eigens dazu angefertigten Schachteln verwahrt, deren Größe so be­messen ist, daß sie in einer bestimmten Anzahl die versperrbaren Ur­kundenkisten des Archives lückenlos ausfüllen und im Falle eines Trans­portes sofort ohne Gefahr, in Unordnung zu geraten, verlagert werden können. Die Vorteile dieser technischen Erfassung sind leicht ersichtlich. Einmal wird das sonst im allgemeinen unzugängliche und für die Lan­desgeschichte wichtige Schriftgut der wissenschaftlichen Benützung und Auswertung im Landesregierungsarchive erschlossen. Von jeder Urkunde wird ein ausführliches Regest mit zwei Durchschlägen angefertigt. Die Aufschläge werden in chronologischer Reihenfolge nach den einzelnen Archiven abgelegt. Die ersten Durchschläge werden ohne Rücksicht auf das Archiv in zeitlicher Folge gereiht und der zweite Durchschlag kann in den betreffenden auswärtigen Archiven hinterlegt werden. Von allen diesen Regesten, die mit den notwendigen Angaben über die äußeren Merkmale des betreffenden Stückes und den Archivsignaturen versehen sind, wird ein Zettelkatalog nach Personen, Orten und Sachen angelegt, wie es auch sonst bei Urkundenbüchern üblich ist. Damit ist eine voll­kommene Erschließung des Urkundenbestandes gegeben, da die Foto­kopie eine buchstabengetreue Abschrift des Originales ersetzt. Außer­dem ist auch an Hand des Schriftbildes ein Schriftvergleich ohne wei-

Next

/
Thumbnails
Contents