Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)

BACHMANN, Hanns: Fortschritte der fotografischen Erfassung, technischen Bearbeitung und Auswertung des mittelalterlichen Urkundenmaterials in geistlichen Archiven durch das Tiroler Landesregierungsarchiv

Österreich 329 dazu erforderlichen Arbeitskräfte und schließlich die Genehmigung der geistlichen Behörde, alle ihr unterstehenden Archive Nordtirols benützen und die betreffenden Urkunden an das Landesregierungsarchiv entleh­nen zu dürfen. Das Inventar unseres technischen Arbeitsraumes ist denkbar einfach. Ein Leica-Standardmodell mit einem Elmar Objektiv von 3.5 Lichtstärke, die dazu nötigen Vorsatzlinsen und Filter, ein kleines Vierfußstativ, fer­ner ein Durst Vergrößerungsgerät HG 300 (Bozen), vollautomatisch, und schließlich die zur Ausarbeitung nötigen Schalen und Entwicklungs­dosen. Die Anschaffungskosten dieser Geräte halten sich in einer relativ bescheidenen Preislage und auch die Amortisation dieser wenigen Hilfs­mittel geht erstaunlich schnell. Die Bedienung dieser Fotogeräte erfolgt durch zwei Kanzleikräfte, die dafür eingeschult wurden und durch eigene Erfahrung sich in kurzer Zeit eine erstaunliche Fertigkeit aneigneten. Die generelle Genehmigung für die Entlehnung des Urkundenmaterials in geistlichen Archiven gab Sr. Exzellenz Bischof Busch. Nach Erfüllung dieser technischen Voraussetzungen ergibt sich die weitere Frage, welches Material überhaupt erfaßt werden soll. Auch hier ist die Auswahl wieder verhältnismäßig einfach. Vor allem sind es die mittelalterlichen Urkunden, die für die Landesgeschichte von beson­derem Werte sind und nur durch Kurzregesten in den Archivberichten unter Auslassung der Zeugen u. a. erschlossen sind. Da sich in den jün­geren Jahrhunderten das Urkundenmaterial bedeutend mehrt, wird die Grenze für die Aufnahmen dort gezogen, wo der reichhaltige Bestand der Verfachbücher, die im Landesregierungsarchiv verwahrt sind, beginnt. Dies ändert sich von Fall zu Fall, im allgemeinen verläuft aber die Grenze innerhalb des 16. Jahrhunderts, Es ist selbstverständlich, daß besonders wertvolle Stücke, auch wenn sie oberhalb dieser Grenze liegen, mitein- bezogen werden. Weiters kommen in Frage: Ältere Urbare, mittelalter­liche Kalendare und wertvolle Handschriften verschiedenen Inhaltes. Die Archivberichte von Redlich und Ottenthal geben bei dieser Erfassung einen ausgezeichneten Leitfaden. Die technische Verarbeitung erfolgt auf Leica-Filmstreifen mit rund 36 Aufnahmen. Diese werden nicht zerschnitten, sondern in ihrer ganzen Länge gerollt auf bewahrt. Jeder Streifen erhält eine fortlaufende Num­mer und ebenso die einzelnen Bilder innerhalb des Filmes. Durch diese beiden Nummern ist jede Aufnahme eindeutig bestimmt und festgehalten und kann unter den tausenden Bildern sofort gefunden werden. Außer­dem wird ein fortlaufendes Verzeichnis der Filme mit schlagwortartigen Inhaltsangaben der Bilder angelegt. Ein dazugehöriges alphabetisches Register ermöglicht das sofortige Auffinden eines gesuchten Bildes. Um die Größe des aufgenommenen Objektes jederzeit bestimmen zu können, wird mit der Urkunde ein Maßstab mitphotographiert, der im gleichen Verhältnis wie das Schriftstück mitvergrößert oder verkleinert wird. Die Vergrößerung dieser Leica-Aufnahmen erfolgt einheitlich auf das Format Din A 4 und zwar unter Ausnutzung der gesamten Fläche ohne Rücksicht auf die Originalgröße, die auf dem mitgefilmten Maßband

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