Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)
HEYDENDORFF, Walther: Die Kriegsakten im Haus-, Hof- und Staatsarchiv
Österreich 327 bis 1692 als kaiserlicher Abgesandter im niedersächsischen und westfälischen Kreis mit dem Sitze in Hamburg. In letzterem Jahr wurde er knapp vor seinem Tode — gemeinsam mit seinem Bruder, Reichshofrat Franz Heinrich Fridag, Freiherr v. Gödens, in den Grafenstand erhoben. Beide Brüder waren hervorragende Diplomaten dieser Epoche; während Franz Heinrich in den Jahren 1685 bis 1694 kaiserlicher Abgesandter am brandenburgischen Hofe war und hervorragenden Anteil am Zeitgeschehen hatte, verstand es Haro Burkhard, den kaiserlichen Interessen gegenüber den Ständen und der im Interesse ihres Handels nach Neutralität strebenden Stadt Hamburg bestmöglich zu dienen und auch auf außenpolitische Entwicklungen, vor allem hinsichtlich Dänemark, Einfluß zu nehmen. Über das bezeichnende Zwischenspiel mit den irischen Kriegsvölkern, ein Vorbote kommender Zeiten, da die Soldaten vielfach zu einem Handelsartikel wurden, geben die Berichte von Haro Burkhard Gödens Aufschlüsse. Wilhelm III. von Oranien hatte Ende 1688 den König Jakob II. von England und Schottland entthront und war am 23. 2. 1689 gemeinsam mit seiner Gattin Maria zum König ausgerufen worden. Um sich der katholischen Iren im Heer zu entledigen, die seinem Vorgänger anhingen, bot er ein Regiment von 1800 Mann dem Kaiser an (Fasz. 216, Jän.-Apr., Fol. 386/387), dem in den eben zum Zweifrontenkrieg verschärften Kriegsnöten jede Heeresverstärkung willkommen sein mußte. Gegen Frankreich, das die Sache Jakobs II. verfocht, waren diese irischen Hilfsvölker nicht verwendbar; daher wurde ihr Einsatz gegen die Türken in Aussicht genommen 8). Da die ursprünglich vorgeschlagene Ausschiffung an der adriatischen Küste angesichts des weiten und gefährdeten Transportweges untunlich erschien, wurden die 1800 Mann auf britischen Kriegsschiffen in die Elbemündung gebracht. In Hamburg war inzwischen Gödens bemüht, die zunächst für den Unterhalt dieses Regiments nötigen Geldmittel aufzutreiben. Von Wien war der kaiserliche Generaladjutant Graf Ta affe, selbst irischer Abstammung, eingelangt, um seine Landsleute zu empfangen und zu gewinnen. Es gelang jedoch weder diesen beiden noch dem Kriegskommissär Penk, die an das Land gesetzten irischen Soldaten zum Eintritt in kaiserliche Kriegsdienste zu bewegen. Sie zerstreuten sich größtenteils über die Landstriche zu beiden Seiten der unteren Elbe und der — trotz des erklärten Reichskrieges gegen Frankreich in Hamburg verbliebene — französische Abgesandte Abbé B i d a 1 bemühte sich, die Verwirrung zu steigern und die Iren zu überreden, dänische Dienste zu nehmen. Während die noch beisammen gebliebenen 450 Mann, bewacht von 200 Musketieren, die der schwedische General Graf B i e 1 c k e beigestellt hatte, nach Lauenburg eskortiert wurden, bemühten sich auf dem dänischen Ufer der Feldmarschalleutnant Herzog Ferdinand Wil8) In der „Geschichte der k. und k. Wehrmacht“ vor Alphons Wrede, 2. Band, Wien 1898, S. 170, wird dieser aktenmäßig erhärtete Tatbestand so dargestellt, als ob König Jakob II. dieses Regiment dem Kaiser überlassen hätte.