Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 7. (1954) – Festgabe zur Hundertjahrfeier des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung

WASSILKO, Theophila: Die Internationale Musik- und Theaterausstellung Wien 1892 und das Obersthofmeisteramt

466 Theophila Wassilko einerseits die Ausstellung ohne empfindliche Schädigung ihrer Zwecke nicht entbehren kann, welche aber doch andererseits mit der Ausstellung in einem wirklichen Zusammenhang stehen“, was nach Harteis Ansicht nicht von allen angeforderten Handschriften behauptet werden kann. Wegen des hohen Wertes der der Kommission zu überlassenden Objekte schlug Hartei gewisse Bedingungen vor, unter denen die Entlehnung zu erfolgen hätte. (Sicherungsvorkehrungen, Tragung der Transport-, Ver- sicherungs- und Überwachungskosten.) Das Obersthofmeisteramt nahm diesen Bericht genehmigend zur Kenntnis und erklärte sich auch damit einverstanden, daß Hartei an den bezüglichen Beratungen der Ausstellungs­kommission im Interesse der Hofbibliothek teilnehme. Von den durch Hartei formulierten Bedingungen bedeutete die Forde­rung nach Versicherung der Ausstellungsgegenstände gegen Feuersgefahr und andere Elementarereignisse eine schwere finanzielle Belastung. Die Versicherungsanstalten berechneten nämlich 4 Prozent pro mille der ver­sicherten Summe, was bei dem hohen Wert der zu versichernden Objekte tatsächlich einen enormen Betrag ausmachte. Hartei schätzte die von der Kommission ausgewählten Stücke auf 500.000 Gulden ö. W., und verhehlte sich dabei nicht, daß Cimelien und Unica bei einem eventuellen Verlust überhaupt unersetzbar bleiben30). Obwohl ein nicht unbeträchtlicher Garantiefonds, der zur Deckung der Auslagen bestimmt war, zur Verfügung stand, so überstiegen doch die finanziellen Anforderungen die Leistungskraft der Kommission bei weitem. Sie mußte daher trachten, die Versicherungssummen möglichst herabzu­drücken. Pallavicini wandte sich daher mit einem diesbezüglichen Ersuch­schreiben an Hohenlohe 31). Wenn auch die einleitenden Worte Pallavicinis in diesem Schreiben „Obwohl ich mein Möglichstes getan habe, Dich mit der Ausstellung nicht zu belästigen“ .. . die eingangs erwähnte persönliche Haltung Hohenlohes der Ausstellung gegenüber durchblicken lassen, so zeigte sich das Oberst­hofmeisteramt doch entgegenkommend. Wie aus dem an das Präsidium der Ausstellung gerichteten Antwort­schreiben des Obersthofmeisteramtes hervorgeht, berechnete man für den Fall, als besonders wertvolle Objekte nicht in Anspruch genommen werden, die zu versichernde Gesamtsumme „in niedriger Berechnung“ auf zirka 250.000—300.000 fl., wovon auf die seitens der Hofbibliothek auszustellen­den Objekte ungefähr 150.000—200.000 fl., auf die Objekte der General­intendanz etwa 75.000—80.000 fl. und auf die Objekte des Naturhistori­schen Museums etwa 20.000 fl. entfallen würden32). 30) OHA. 10/44, ZI. 1671—1892; H. B. 145 vom 15. März 1892. 31) OHA. 10/44, ZI. 5723, Schreiben Pallavicinis vom 1. April 1892. 32) OHA. 10/44, ZI. 5723—1892.

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