Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 7. (1954) – Festgabe zur Hundertjahrfeier des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung

WASSILKO, Theophila: Die Internationale Musik- und Theaterausstellung Wien 1892 und das Obersthofmeisteramt

Die Internationale Musik- und Theaterausstellung Wien 1892 465 von Bezeczny scharf abgelehnt. Es dürfte wohl umgekehrt gewesen sein. Leider ist das Protokoll dieser Konferenz nicht mehr erhalten. Der Einfluß Hohenlohes war nach dem zitierten Buch Glossys sehr groß. Hohenlohe hat „in jeder Sitzung in die Geschäfte der artistischen Leitung eingegriffen und selbst die Toiletten der Schauspielerinnen einer scharfen Kritik unter­zogen“ 28). Bezeczny hielt es daher für „ganz ungehörig, daß die Leistungen der Hoftheater anderswo gesehen und bewundert werden, als in den ihnen durch kaiserliche Munifizenz zugewiesenen Kunststätten. Eine Gesamt­darstellung auf der Ausstellungsbühne wäre nicht mehr das Hofburg­theater, sondern ein Gastspiel im Prater.“ Schließlich bat Bezeczny um die Ermächtigung „mit Berufung auf die Willensmeinung Hohenlohes“ die Eingabe der Kommission im vorange­führten Sinne beantworten zu dürfen. Das Obersthofmeisteramt hat diesen Bericht zur Kenntnis genommen. Die Kommission wurde nach wiederholten Urgenzen von dieser Beschlußfassung verständigt29). Die Hofbibliothek zeigte sich den Wünschen der Kommission gegen­über im allgemeinen entgegenkommend. Den Umfang der von der Kommis­sion erbetenen Werke — 382 Blätter aus der Kupferstichsammlung, 888 Nummern au§, der musikalischen Sammlung, 45 Stück lateinische Hand­schriften, 38 griechische und 9 orientalische Handschriften, 273 Stück aus der Autographensammlung — bezeichnete die Plofbibliothek in ihrem an das Obersthofmeisteramt erstatteten Bericht allerdings als „so beträcht­lich“, „wie sie noch nie wohl je eine Sammlung für einen derartigen Zweck abzugeben bemtissigt war“. Sie ging auch, wie sich später zeigen wird, über den tatsächlichen Bedarf weit hinaus. Wenn nun die Hofbibliothek gegen die Entlehnung der Kunstblätter aus der Kupferstichsammlung und der Autographe, welch letzteren sie mehr einen Kuriositäten- denn einen wissenschaftlichen Wert zuerkennt, keine schwerwiegenden Bedenken er­hob, so sprach sie sich doch gegen die Entlehnung der gewünschten musi­kalischen Handschriften und Druckwerke, die den „Kern der musikalischen Sammlungen“ bilden und unter denen sich vielfach Cimelien und Unica befinden, in diesem Ausmaß energisch aus, umsomehr als sie — im Gegen­satz zu Glossy und Adler — der Ausstellung den wissenschaftlichen Charakter nicht zuerkennt. Aus dem Gefühl der Verantwortung, dem von der Kommission beab­sichtigten Zweck, die Pflege von Kunst und Wissenschaft durch das Kaiser­haus in einer gesonderten Schau zu veranschaulichen, nicht im Wege zu stehen, beantragte der Direktor der Hofbibliothek Wilhelm Ritter von Hartei, daß die auf die Musikausstellung und auf die Theaterausstellung bezüg­lichen Objekte nach einer von ihm zu treffenden Auswahl zur Verfügung gestellt werden. „Von den kostbarsten Stücken jedoch nur jene, welche 28) Glossy, a. a. O., S. 158 ff. 29) GJ. 1360—1891; GJ. 17—1892. Mitteilungen, Band 7 30

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