Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 7. (1954) – Festgabe zur Hundertjahrfeier des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung

WASSILKO, Theophila: Die Internationale Musik- und Theaterausstellung Wien 1892 und das Obersthofmeisteramt

458 Theophila Wassilko hier Fürstin Pauline Metternich betont in den Vordergrund geschoben wird. Sie war es, die den Gedanken dieser Ausstellung schon im Oktober 1889 ausgesprochen hat, sie entwickelt das Programm, sie gibt praktische Anregungen für dessen Durchführung usf. Das mag zunächst als eine Höflichkeitsgeste gegenüber der Fürstin erscheinen. Die fernere Entwick­lung läßt aber doch darauf schließen, daß hier eine Absicht zugrundelag. Die Ausstellung hat zu dem anberaumten Zeitpunkt nicht stattgefunden. Bei dem Mangel an Aktenmaterial sind wir nur auf Vermutungen ange­wiesen4). Anscheinend war der Zeitraum zur Bewältigung dieser großen Aufgabe zu kurz gesteckt. Es mögen sich aber auch noch andere Schwierig­keiten erhoben haben. Die Aufgabe, eine internationale Musikausstellung zu veranstalten, ging über den vom Rathaus zuerst propagierten Plan einer lokalen oder wenigstens österreichischen Mozartausstellung weit hinaus. Man muß bedenken, daß der Großteil der in Betracht kommenden Ausstel­lungsobjekte sich in den Sammlungen der europäischen Herrscherhäuser oder im kaiserlichen Familienbesitz und in den Archiven und Schlössern des hohen Adels befand. So weit aber reichte die Macht der Stadt nicht. Jedenfalls wurde es nach dieser ersten Sitzung still um die Ausstellung. Trotzdem ist der Gedanke an ihre Verwirklichung nicht fallen gelassen worden, doch ist es nun nicht mehr der Bürgermeister, der die Initiative ergreift, sondern Pauline Metternich. War noch am 12. April 1890 ein Schreiben des Bürgermeisters an die Gesellschaft der Musikfreunde zu einer Besprechung bezüglich dieser Aus­stellung ergangen5), so ist es ein Jahr später die Fürstin, die den Bürger­meister zum Eintritt in das Komitee der Veranstaltung einlädt6). Am 17. März 1891 fand im Palais der Fürstin in der Fasangasse eine erste Besprechung statt. Der Kreis der Teilnehmer war gegenüber der Sitzung im Salon des Bürgermeisters gewachsen und trug auch ein anderes Gesicht. Wohl war die Stadt Wien durch ihre Beamten vertreten, auch der Bürger­meister war der Einladung der Fürstin gefolgt. Bemerkenswert ist jedoch das Fehlen des Generalintendanten der Hoftheater Freiherrn von Bezeczny. Auch der Unterrichtsminister Freiherr von Gautsch und der Statthalter von Niederösterreich Erich Graf Kielmansegg ließen sich entschuldigen und beschränkten sich darauf, dem Unternehmen ihre wärmsten Sympa­thien auszusprechen, im übrigen aber eine abwartende Haltung einzuneh­men7). Man beschloß in dieser Sitzung, unverzüglich mit den Vorbereitun­gen dieser Ausstellung zu beginnen und diese im Frühjahr 1892 abzuhalten, 4) Im Archiv der Stadt Wien, der n.ö. Landesregierung, in den Archiven des Handels- und des Unterrichtsministeriums sind die Akten über diese Aus­stellung skartiert. 5) Stadtarchiv Wien, Präs.-Prot. 1890, ZI. 228. 6) Stadtarchiv Wien, Präs.-Prot. 1891, ZI. 213. 7) Wiener Zeitung, 17. März 1891.

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