Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 7. (1954) – Festgabe zur Hundertjahrfeier des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung

WASSILKO, Theophila: Die Internationale Musik- und Theaterausstellung Wien 1892 und das Obersthofmeisteramt

Die Internationale Musik- und Theaterausstellung Wien 1892 459 zunächst aber noch eine Reihe hervorragender Persönlichkeiten aus den Kreisen der Künstler und Schriftsteller einzuladen. Im Laufe der rasch aufeinanderfolgenden Sitzungen und Beratungen gewannen Idee und Organisation immer mehr an Gestalt. Die Grundzüge der Ausstellung wurden festgelegt. Danach sollte sich diese in eine histo­rische und in eine moderne Abteilung gliedern und „ein Kulturbild aller Nationen auf dem Gebiete der Musik und auch des Theaters von der urchristlichen Zeit bis in die Gegenwart entrollen und deren Entwicklung in Wort, Bild und Schrift darstellen“. Außerdem sollten Theater- und Musikaufführungen das in der Fachausstellung Gebotene verlebendigen. In wenigen Wochen bildete sich das Zentralkomitee. Pauline Metternich übernahm das Ehrenpräsidium. Markgraf Alexander Pallavicini wurde zum Präsidenten der Ausstellungskommission gewählt. Der Leiter der Generalintendanz Freiherr von Bezeczny, Freiherr von Bourgoing, Nikolaus Dumba, Reichsratsabgeordneter und Direktionsmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde Dr. Jacques und der Bürgermeister von Wien Dr. Prix sollten nach den Beschlüssen der Vorbereitenden Kommission die Funk­tionen von Vizepräsidenten übernehmen8). Nachdem die vorbereitenden Arbeiten abgeschlossen und der für jede Ausstellung als Vorbedingung erforderliche Garantiefonds (der aus Spen­den gespeist wurde) schon eine beachtliche Höhe erreicht hatte, wurde am 16. Mai 1891 die Durchführung der Ausstellung beschlossen und in der gleichen Sitzung Organisationsstatut sowie Titel, Zeitpunkt und Ort der Ausstellung festgelegt. Die Ausstellung sollte den Titel führen: „Inter­nationale Ausstellung für Musik- und Theaterwesen im Jahre 1892“ und in der Rotunde und in den angrenzenden Parkanlagen in der Zeit vom 9. Mai bis 9. Oktober 1892 im Anschluß an die Jahrhundertfeier Mozarts stattfinden. Aus einer Gedächtnisausstellung im kleinen Rahmen war die grandiose Idee einer internationalen Musik- und Theaterausstellung geworden 9). Trotzdem scheinen die bereits aufgetretenen Schwierigkeiten bald unüberwindlich geworden zu sein und es blieb nur der Appell an den Kaiser, der in einer Audienz versprach, die Ausstellung in seinen Schutz nehmen zu wollen. Die am 1. Juni 1891 erfolgte Annahme des Protektorates über die Aus­stellung durch den Bruder des Kaisers Erzherzog Carl Ludwig — den „Aus­stellungs-Erzherzog“, wie er allgemein genannt wurde — wirkt sich bald günstig aus und räumt die größten Hindernisse hinweg. Denn nun schalten sich auch die offiziellen Stellen aktiv ein. Handelsministerium wie Unter­richtsministerium entsenden ihre Vertreter10) in die Kommission und 8) Wiener Zeitung, 12. April 1891. 9) Wiener Zeitung, 16. Mai 1891. n>) Ministerialrat Dr. Ritter von Thaa und Ministerialrat Graf Heinrich Latour.

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