Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 7. (1954) – Festgabe zur Hundertjahrfeier des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung

WASSILKO, Theophila: Die Internationale Musik- und Theaterausstellung Wien 1892 und das Obersthofmeisteramt

Die Internationale Musik- und Theaterausstel­lung Wien 1892 und das Obersthofmeisteramt. Von Theophila Wassilko (Wien). Die Internationale Musik- und Theaterausstellung war das erste Fest, das Wien nach seiner gewaltigen Vergrößerung1) veranstaltete. Aber nicht das macht ihre besondere Bedeutung aus. Diese Ausstellung war mit der Fülle ihrer künstlerischen Erlebnisse ein einmaliges kulturelles und gesell­schaftliches Ereignis von nicht mehr erreichtem Glanz und wurde auch von den Zeitgenossen als solches empfunden. Ihr tieferer Sinn für uns Heutige liegt darin, daß sich in dieser Ausstellung, mit der auch der internationale Festspielgedanke erweckt wurde, zum erstenmal der euro­päische Geist manifestierte. Den Anlaß zu dieser Ausstellung gab die Wiederkehr des 100. Todes­tages Mozarts im Jahre 1791, den Wien als Musikstadt durch eine Musik- Ausstellung würdig feiern wollte 2). An der unter dem Vorsitz des Bürger­meisters der Stadt Wien Dr. Prix am 12. März 1890 einberufenen Sitzung nahmen der Leiter der Generalintendanz der Hoftheater Freiherr von Bezeczny, Nikolaus Dumba von der Gesellschaft der Musikfreunde, der Musikreferent der Wiener Zeitung Ludwig Speidel, Bibliotheksdirektor Dr. Glossy und — als einzige Dame — Fürstin Pauline Metternich teil. Die Wiener Zeitung brachte am 12. März 1890 3) zwei Berichte über diese Sitzung. Entgegen dem ursprünglichen Plan, sich nur auf österrei­chische Sammlungen zu beschränken, wurde in ihr beschlossen, auch das Ausland zur Beteiligung einzuladen. Als Veranstalter sollte die Stadt Wien fungieren. Neben künstlerischen Zielen verfolgte man mit der Ausstellung, deren Dauer für die Monate März und April festgelegt wurde, auch mate­rielle Interessen. Man hoffte den Fremdenverkehr zu steigern und dadurch Geld in das Land zu bringen. Das Reinerträgnis war humanitären Anstal­ten zugedacht, und zwar sollte die Gesellschaft der Musikfreunde, der Bau des Spitals der Poliklinik, das zu gründende Museum der österreichischen Arbeit und die Bezirkskrankenkassen der Arbeiter daraus bedacht werden. Während der erste Bericht sich darauf beschränkte, Gegenstand und Ergebnis der Sitzung bekanntzugeben, fällt am zweiten Bericht auf, daß !) Durch Einbeziehung der Vororte im Jahre 1890. 2) Hanslick Ed., Aus meinem Leben, S. 273. 3) Wiener Zeitung, 12. März 1890.

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