Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 7. (1954) – Festgabe zur Hundertjahrfeier des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung

REGELE, Oskar: Die Schuld des Grafen Reinhard Wilhelm von Neipperg am Belgrader Frieden 1739 und an der Niederlage bei Mollwitz 1741

Die Schuld des Grafen Neipperg am Belgrader Frieden 393 Die Infanterie bestand zu großen Teilen aus eben in Uniform gesteckten Bauern, die dem Kampf nicht gewachsen waren93), sie hatte auch noch hölzerne Ladestöcke, während die preußische Infanterie eiserne besaß, die eine größere Feuerschnelligkeit zuließen. Vier Urteile über die österreichi­sche Infanterie mögen das Bild dieser Truppe noch genauer wiedergeben: „.. . die (Infanterie) zu drei Vierteln aus Rekruten bestehen, welche nie­mals die Waffe gehandhabt . .. die geringe Anzahl von Offizieren, welche wir haben, vergrößert diesen Übelstand sehr“ 94 * *). ....... denn ihre hölzer­nen Ladstöcke zerbrachen bald; die Soldaten vermochten nicht länger zu feuern“"). ....... zu denen soll die Ungarländische Infanterie nicht genug bewahret, sondern zum Teil nur mit Spießen und Sensen versehen gewesen seyn, und mehrerentheils aus zusammengeloffenem Gesindel bestanden haben“99). ... „Die feindlichen Husaren haben ihrerseits sich wohl ge­halten, die ganze Infanterie aber desto schlechter, wie sie denn überhaupt nur aus schlechtem Volke bestanden ...“ 97). Nach der Niederlage schrieb der Vizepräsident des Hofkriegsrates, Feldmarschall Graf Khevenhüller, am 19. 4. 1741 an Neipperg: „Ich bin über Ihren Mißerfolg verzweifelt ... ich muß Ihnen sagen, daß ich wohl viele Hindernisse vorausgesehen habe ... auch wegen der Schwäche und dem Wert Ihrer Armee. Sich mit zuwenig Truppen schlagen, unter so vielen Schwierigkeiten offensiv werden, einen an Zahl und Ausbildung überlegenen Feind angreifen mit einer Hand voll Bauern, die weder theo­retisch noch praktisch geschult sind, das sind die Ursachen, die uns itn der letzten Zeit Mißerfolge brachten ... Unsere Infanterie ist für Schlachten nicht geeignet, höchstens für den kleinen Krieg ... Ohne Hilfe werden wir nicht vorwärtskommen ...“98). Diesen Meinungen über die österreichische Infanterie stehen andere gegenüber, die sich mit der preußischen befassen und die betonen, was für einen großartigen Eindruck die langgediente gedrillte preußische Infanterie in ihrer Geschlossenheit und Ordnung und mit ihrem Schnellfeuer auf die Behelfsaufgebote der Österreicher machte. Es war tatsächlich auch die preußische Infanterie, die mit 18.500 Mann gegen die 10.500 österreichi­schen Infanteristen den Ausschlag gab. An Artillerie konnten die Österreicher den 60 preußischen teils schweren Geschützen bloß 19 leichte Kanonen gegenüberstellen, somit war das Ver­") K. Duncker „Mil. u. pol. Aktenstücke zur Geschichte des ersten schlesi­schen Krieges 1741.“ (Mit der Relation Neippergs über die Schlacht bei Moll­witz). „Mitteilungen des k. k. Kriegsarchivs“, Wien 1888, S. 182 ff. 94) K.A. „Relation der Schlacht bei Mollwitz am 10. April 1741. Geschrieben von einem kaiserlichen Offizier.“ ") Arneth „Maria Theresia ...“, I., S. 166. ") K.A. — Feldakten —1741 ■— 13 — 10/11, Schlachtbericht aus Breslau. 97) K.A. — Feldakten — 1741 — 4 ad 32 m: „Vorläufige Relation eines Vornehmen Preussischen Offiziers ...“ 98) K. Duncker: „Militärische und ...“, S. 198 f.

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