Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 7. (1954) – Festgabe zur Hundertjahrfeier des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung

REGELE, Oskar: Die Schuld des Grafen Reinhard Wilhelm von Neipperg am Belgrader Frieden 1739 und an der Niederlage bei Mollwitz 1741

Die Schuld des Grafen Reinhard Wilhelm von Neipperg am Belgrader Frieden 1739 und an der Niederlage bei Mollwitz 1741. Von Oskar Regele (Wien). Der von Schiller Wallenstein in den Mund gelegte Ausspruch: „Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort“ könnte mit großer Berechti­gung dahin variiert werden: „Schnell fertig ist das Urteil der Geschichte“. Die Geschichte ist ein wahres Schnellgericht und es bedarf immer lang­wieriger und mühsamer Arbeit, um Fehlurteile richtigzustellen und Le­gendenbildungen aus der Welt zu schaffen, durch die Einzelpersonen oft schweres Unrecht geschieht. Der Ereignisablauf ist voller Konjunkturen und wer in ein Wellental gerät, scheitert oft trotz größter Begabung oder hingebungsvollster Leistung, er bleibt oft weiter im Zwielicht, selbst wenn sich die Wahrheit schon Bahn gebrochen hat. Ein solcher Fall ist der Feldmarschall Reinhard Wilhelm Graf von Neipperg, von dem man heute noch sagt, er habe den „schmählichen Frieden von Belgrad“ am Ge­wissen und er habe durch den Verlust der Schlacht bei Mollwitz die end­losen Kämpfe zwischen Österreich und Preußen verursacht. Obwohl bereits mehr als 200 Jahre seither vergangen sind, ist es doch noch möglich, auf Grund ergänzender Forschungen in noch nicht genügend erschlossenen Archivquellen beiden Ereignissen durchaus neue Aspekte zu verleihen. I. Neipperg entstammt einem schwäbischen Rittergeschlecht, das bis in unsere Tage bemerkenswerte Persönlichkeiten hervorgebracht hat. Des Grafen Vater war der Feldmarschall Eberhard Friedrich Freiherr von Neipperg (1655—1725), der gegen Franzosen, Türken und Rákóczi gekämpft und an den Verhandlungen zum Frieden von Szatmár 1711 teil­genommen hat. Der Sohn Reinhard Wilhelms war der auch als Erfinder bekannte Gesandte Leopold (1728—1792), der Enkel war der Feldmarschall- Leutnant Adam Albert (1775—1829), der zweimal den Theresien-Orden er­hielt und am 24. 10. 1813 die Nachricht vom Siege bei Leipzig nach Wien brachte; dieser verehelichte sich mit Napoleons Witwe Maria Louise und sein Sohn Wilhelm Albrecht (1821—1895), ebenfalls General, wurde zum Fürsten von Montenuovo erhoben. Als dessen Sohn begegnet uns

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