Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 6. (1953)

SANTIFALLER, Leo: Über die Urkunde für das Breslauer St. Vinzenz-Stift vom Jahre 1139–1149

Über die Urkunde für das Breslauer St. Vinzenzstift 19 wahrscheinlicher ist — um eine bloße Vermutung handelt, konnte bis jetzt nicht festgestellt werden; jedenfalls aber haben Nachforschungen nach dem Verbleib des Originals in den Klosterarchiven von Kalisch und Tyniec zu keinem positiven Ergebnis geführt9). 9) Über das Archiv des Klosters St. Lorenz bei Kalisch teilte das Reichsarchiv Posen mit Schreiben 1227/41 von 1941 Juni 10 folgendes mit: „Das Archiv des Klosters St. Lorenz bei Kalisch hat sich nicht mehr er­mitteln lassen. Es dürfte um die Mitte des vorigen Jahrhunderts an das „Archiv Alter Akten" beim Ziviltribunal Kalisch und von da an das ..Hauptarchiv Alter Akten“ in Warschau gekommen sein. Dort wurden die Urkunden chronologisch in die schon vorhandenen Urkundenbestände anderer Provenienzen eingereiht. Unter den in Warschau befindlichen Urkunden befindet sich jedoch nicht die gesuchte (Vinzenz-) Urkunde. Auch Kopialbücher sind nicht vorhanden.“ Über das Archiv des Klosters Tyniec teilte die Regierung des Generalgouvernements, Gruppe Archivwesen, mit Schreiben Nr. I 592/41 von 1941 Febr. 21 folgendes mit: Die Nachforschungen nach der Stiftungsurkunde des Breslauer St. Vin­zenzstiftes, die möglicherweise nach Tyniec gelangt ist, hatten kein positives Ergebnis, wie aus dem nachstehenden Bericht des Staatsarchivs Krakau zu er­sehen ist: Nach der Säkularisation des Klosters wurde das Archiv der Abtei Tyniec zersplittert. Der wichtigste Teil, welcher aus Pergament- und Papier­urkunden bestand, über 4000 an Zahl, ist von Tyniec in die Universitätsbiblio­thek in Lemberg gelangt. Als diese Stadt im Jahre 1848 bombardiert wurde, ist dieser Bestand fast vollständig dem Brande der Universitätsgebäude zum Opfer gefallen. Es wurden nur 46 Dokumente gerettet. (Vide L. Bernacki, Publiczne bibliotheki lwowskie, Lwów 1926, S. 52). Ein kleiner Teil der Archi­valien gelangte in die bischöfliche Kurie in Tarnów, von wo er gegen 1895 an die Jagiellonische Bibliothek in Krakau abgegeben worden ist. Gegenwärtig be­sitzt das Diözesanmuseum in Tarnów nur noch einige Pergamenturkunden aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert, welche aus dem Archiv der Abtei Tyniec stammen. (Niwinski M., Archiwum Konsystorza biskupiego w Tarnowie, Ate- neum Kaplanskie Bd. 40, Wloclawek 1936.) — Die meisten Archivalien von Tyniec befinden sich in Lemberg in der „Bibliotéka Baworowskich“ (Chwale- wik E. Zbiory polskie, Warszawa 1926 I. 377.), in der „Bibliotéka Dziedus- zyckich“ und in der Bibliothek des Zaklad Narodowy im. Ossolinskich. Die in Lemberg befindlichen Archivalien erforschte gründlich Wojciech K?trzynski, als er 1875 zusammen mit St. S m o 1 k a den „Kodeks Dyplomatyczny Klasztoru Tynieckiego“ (Lemberg 1875) herausgab. Hätte er irgendwelche Spuren von Dokumenten des Klosters des St. Vinzenz in Breslau gefunden, so würde er es nicht unterlassen haben, davon in dem hier erwähnten Kodeks Tyniecke, oder in den 1891 publizierten „Studia nad dokumentami XII wieku" Erwähnung zu tun, besonders, da er auf S. 229 der Studien sich über die angebliche Stif­tungsurkunde dieses Klosters von 1149 weitläufig ausspricht. Es ist sogar anzu­nehmen, daß er wahrscheinlich auch keine Urkunden gefunden hat, die den Prozeß betrafen, welchen die Abtei in Tyniec zwecks Wahrnehmung der Rechte der aus Breslau vertriebenen Mönche führte, denn er gab nur diejenigen Ur­kunden heraus, die ihm aus Breslau übermittelt wurden. (Kodeks Tyniecki Nr. XIII, XV, XVI, S. 34, 37.). — Gewisse Arohivalien von Tyniec waren je­doch W. Kptrzynski unbekannt, nämlich diejenigen, welche sich gegen­wärtig in der Staatsbibliothek in Krakau befinden. Bei einer Durchsicht dieses Materials konnte aber keine Erwähnung von Urkunden gefunden werden, die das Kloster des St. Vinzenz in Breslau betreffen. — Auch muß noch darauf 2*

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