Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 6. (1953)

NECK, Rudolf: Zeitgeschichtliche Literatur über Österreich

512 Literaturberichte Bei allen Vorbehalten wird man den ersten Band dieser „Geschichte des Völkerrechts“ als verheißungsvollen Anfang bezeichnen dürfen. Das baldige Erscheinen des zweiten Teils wäre dringend erwünscht. Rudolf Neck (Wien). Planitz Hans, Die deutsche Stadt im Mittelalter von der Römerzeit bis zu den Zunftkämpfen. Böhlau-Verlag Graz—Köln 1954. XVI + 520 Seiten. 14 Tafeln und 45 Stadtpläne. S 180.—. Die Stadtforschung des Mittelalters hat in den vergangenen Jahr­zehnten infolge der intensiven Arbeit der Historiker in ganz Europa einen bedeutenden Fortschritt zu verzeichnen. Trat man um die Jahrhundert­wende dem Problem der Stadt vor allem, gestützt auf die Auswertung ge­schriebener Quellen gegenüber und versuchte aus deren Verarbeitung das Gesamtphänomen der Stadt in ihrer rechtlichen und sozialen Struktur erklären zu können, so bezog eine jüngere Generation die Ergebnisse der Nachbarwissenschaften nicht ohne Nutzen ein und legte unter Beschrän­kung auf bestimmte Räume und Zeiten die geschichtlich gewordenen Schichten, die am Aufbau der spätmittelalterlichen Stadt grundlegenden Anteil haben, bloß. Im Lebenswerk von PL, das nun abgeschlossen vor uns liegt, nimmt die Stadtforschung einen verhältnismäßig großen Raum ein: ihr hat er viele Stunden seines arbeitsreichen Lebens gewidmet. Das vor­liegende Werk, das der zu früh von uns Geschiedene noch vollenden konnte, bevor ihn die Todeskrankheit ganz in ihren Bann zog, dessen Ausdruck zu erleben ihm jedoch nicht mehr vergönnt war, stellt den Gegenpol zur Habi­litationsschrift') dar, die ihren Verfasser in die Reihe der großen deut­schen Rechtshistoriker einrücken ließ: innerhalb der beiden Pole Voll­streckungsverfahren und Stadtprobleme bewegte sich die wissenschaftliche Lebensarbeit PI.2). Darüber hinaus kam PI. den Verpflichtungen seines akademischen Lehramtes gewissenhaft nach, wie die stattliche Reihe der von ihm verfaßten Handbücher beweist3). Wie PI. in seinem Vorwort aus­führt, reicht der Plan zur „Deutschen Stadt im Mittelalter“ schon über 20 Jahre zurück. Köln und Wien — die beiden Hauptwirkungsstätten seines Lebens — stellten zwei ganz bestimmte charakteristische Typen von Städten im Mittelalter dar. Beide entstanden auf provinzialrömischem Boden: in der rheinischen Metropole bildete sich die Stadt im Kampf gegen den Bischof, die spätere Kaiserstadt an der Donau erfreute sich nur vor­übergehend unter Friedrich II. der Stellung einer Reichsstadt, sie kehrte bald wieder zur engeren Anlehnung an die landesfürstliche Burg zurück. Das reiche Quellenmaterial in den Kölner Archiven ermöglichte PI. Untersuchungen zum Schreinwesen4), aus seiner Wiener Zeit stammen i) H. Planitz, Die Vermögensvollstreckung im deutschen mittelalter­lichen Recht. Bd. 1: Die Pfändung. Leipzig 1912. — Vgl. die Rezension von Alfred Schultze, ZRG. Germ. Abt. 33 (1912), S. 606—627.-“) Vgl. die Bibliographie in Österreichische Geschichtswissenschaft der Gegenwart in Selbstdarstellungen hg. v. N. Grass, Bd. 2 (1951), S. 137 f. :i) Ebenda. — P 1 a n i t z - B u y k en, Bibliographie zur deutschen Rechts­geschichte (1950). 4) H. Planitz, Konstitutivakt und Eintragung in den Kölner Schreins­karten. Festschrift f. Alfred Schultze. Weimar 1934, S. 175—205. — Planitz- B u y k e n, Die Kölner Schreinsbücher des 13. und 14. Jahrhunderts. Publi­kationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde, Bd. 46, 1937.

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