Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 6. (1953)

BENNA, Anna Hedwig: Organisierung und Personalstand der Polizeihofstelle (1793–1848)

200 Anna Hedwig Benna der Polizei als eines Zweiges der Ökonomik* 12) stehen; die von ihm ge­schaffene Hofkommission wurde 1753 aufgelöst und die Agenden der Polizei- und Sicherheitssachen der n.-ö. Regierung übertragen13). Zur besseren Handhabung der landesfürstlichen Gesetze und Verord­nungen sah sich Maria Theresia 1754 veranlaßt, der von der b.-ö. Hof­kanzlei beantragten Einsetzung einiger Räte der n.-ö. Repräsentation und Kammer als Oberkommissare sowie der Einstellung von drei Polizeiauf­sehern zuzustimmen 14), nachdem die Stadt Wien bereits 1751 in Polizei­reviere eingeteilt worden war, deren Beaufsichtigung landesfürstlichen Viertelskommissionen oblag15). Den in Polizeisachen tätigen Räten wur­den Bürger der Stadt Wien gegen Befreiuung von der Gewerbesteuer als Unterkommissare beigegeben16). Die Unterkommissare hatten ihr Augen­merk auf die allgemeine Sicherheit und die Erhaltung guter Ordnung zu richten17). Ihnen oblag die Handhabung der Meldevorschriften, sie sollten ihr besonderes Augenmerk auf gewisse fluktuierende Bevölkerungsschich- ten richten und vor allem heimliche und verdächtige Zusammenkünfte scharf beobachten18). Die Einrichtung der Wiener Polizei wurde erst in den 70er Jahren abgeschlossen. Maria Theresia beauftragte den Staatskanzler Kaunitz, sich im Wege der österreichischen Botschaft in Paris über die Pariser Polizeibehörden zu informieren19). Kaunitz wies den Botschafter Mercy an, nicht nur ein Exemplar des bekannten französischen Polizeihandbuches allein den Untergang deren häufigen manufactursarbeiter und kaufleuthen nach sich, sondern verursachet auch bei dem adel häufige klagen, wann man dessen mehreste kleidungen durch ein plötzliches verboth unnutz machen will. 12) Zum Polizeibegriff vgl. F. X. Funk, Die Auffassung des Begriffes Polizei im vorigen Jahrhundert, Zs. f. d. gesamte Staatswissenschaft 19 (1863) A. Nielsen, Die Entstehung der deutschen Kameralwissenschaften im 17. Jahr­hundert, Jena 1911. K. Wolzendorf, Der Polizeigedanke des modernen Staa­tes, Abh. aus d. Staats- und Verwaltungsrecht 35 (1918). L. Sommer, Die oesterreichischen Kameralisten, Studien zur oesterreichischen Sozial-, Wirt­schafts- und Verwaltungsgeschichte 12 (1920), 13 (1925). W. Gerloff, Staats­theorie und Staatspraxis des kameralistischen Verwaltungsstaats, Abh. aus dem Staats- und Verwaltungsrecht 56 (1937). Benna, a. a. O. S. 9. 13) OE Z. II/l/l, S. 248. OEZ. II/2, S. 406. Oberhummer 1, S. 28. Benna S. 68. 14) Ob er hummer, 1, 23, 24. Kallbrunner, a. a. O., S. 239. Benna, a. a. O., S. 68, 69. 15) Kallbrunner, a. a. O., S. 239. Oberhummer, 1, 23. Benna, a. a. O., S. 68. 16) B i b 1, a. a. O., S. 199. K a 11 b r u n n e r, a. a. O., S. 239. Oberhummer, 1, 233, 234. Benna, a. a. O., S. 68, 69. 17) Instrukzion für die sowohl in der Stadt, als auf den gesamten Vor­stadtsgründen angestellten Polizeiunterkommissarien § 1 (Druck, Ober hum­mer, 2, S. 132). 18) Ebenda § 5, vgl. Kallbrunner, 238, 239. 19) HBSTA STK. Vorträge 151. Handbillet Maria Theresias an Kaunitz 1768 Februar 25.

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