Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 6. (1953)

AUER, Erwin M.: Die „Medaille“ der Bocholtz-Stiftung im Deutschen Ritter-Orden

180 Erwin M. Auer Ein solcher Schluß liegt jedoch nahe, da sich der Landkomtur noch einmal in ähnlicher Weise betätigte und zwar nachweisbar im Zusammen­hang mit seiner Fundation: er stiftete nämlich deren Abzeichen, die Me­daille der Bocholtz-Stiftung. Der dem Testament vom 20. Mai 1668 ange­fügte Stiftbrief gleichen Datums legt im Punkt 6 fest88), daß der Stif­tungsinhaber nach Erreichung des 26. Lebensjahres als Marschall, Hof- und Baumeister der Ballei bestellt werden kann und ein guldines Agnus Dei ahn einer seithen mit deß Ordens Creutz, ahn der andern aber mit Vnserm emallyrten oder geschmeltzten Wapen, gleictnuie solches durch Ihro hochfürstliche Gnaden vnsers Ordens Hochmeistern gnädigst Verwil- liget, jederzeit bloß vnd öffentlich am Halß Tragen soll89). Bocholtz hat die Bezeichnung Agnus Dei90) später eingenhändig getilgt und durch plättlein ersetzt. Mit Agnus Dei wollte der Landkomtur ursprünglich nur die diesen mit dem Bild eines Gotteslammes versehenen Wachsmedaillen91) eigentümliche hochovale Form charakterisieren, während plättlein92), pfenning 93) oder numisma die Dünnheit des Abzeichens anzudeuten schei­nen. Die bereits 1668 vom Freiherrn selbst gebrauchte Bezeichnung medaille94) hat sich später durchgesetzt95). Daneben finden sich noch 88) Original in: Ritterakten, B 32, No. 163, fol. 6. 89) Die lateinische Übersetzung der späteren Bestätigungsurkunden lautet: teneatur numisma aureum ab una parte Cruce Ordinis, ab altera vero nostris insignijs encausto pictis signatum, quemadmodum Sua Celsitudo supremus Magi­ster noster, gratiose id concessit, é collo pendulum, nudum et apertum semper gestare (z. B. die kaiserliche Bestätigung, Wien, 1670 April 26, Urkundenreihe). 9C) Der gleiche Ausdruck findet sich nochmals im Schreiben des Hoch- und Deutschmeisters an Bocholtz, Mergentheim, 1668 Juli 17 (Fasz. Marschallstif­tung, fol. 18). 91) H. Freu den thai, Agnus Dei, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Bd. 1, Berlin und Leipzig 1927, Sp. 215ff. 92) Schreiben des Hoch- und Deutschmeisters, Mergentheim, 1668 Juli 17 (Fasz. Marschallstiftung, fol. 19r und v). — Landkomtur Schönborn an Mer- gentheimer Regierung, Maastricht, 1715 März 2 (Ritterakten, B 32, No. 163). 93) Schreiben des Hoch- und Deutschmeisters, Mergentheim, 1668 Juli 17 (Fasz. Marschallstiftung, fol. 19v). — Schreiben des Hoch- und Deutschmeisters, Mergentheim, 1668 August 20 (ebenda, fol. 21). — Instruction, Altenbiesen, 1668 August 31 (ebenda, fol. 24, Punkt 2). — Umschlag mit Aktenverzeichnis, Altenbiesen, 1690 Mai 5 (ebenda, fol. 79, No. 5, 6). — Landkomtur Schönborn an die Mergentheimer Regierung, Maastricht, 1715 März 2 (Ritterakten, B 32, No. 163). 94) Rechnungszettel von 1668 in der Translatio Latina (1668—1671) zwi­schen fol. 19 und 20 (Fasz. Marschallstiftung, Pergamentlibell). Hier von Bocholtz’ Hand auch für 1671 und 1679 verwendet. 95) Umschlag mit Aktenverzeichnis, Altenbiesen, 1690 Mai 5 (Fasz. Mar­schallstiftung, fol. 79, No. 6). — Runderlaß des Hoch- und Deutschmeisters, Brüssel, 1762 Februar 26 (Ritterakten, W 8, No. 1892, fol. 10). — Landkomtur Eyb an Hoch- und Deutschmeister, Ellingen, 1762 März 28 (ebenda, fol. 11).

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