Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)

NECK, Rudolf: Diplomatische Beziehungen zum Vorderen Orient unter Karl V.

Diplomatische Beziehungen zum Vorderen Orient unter Karl V. 77 tugal, das über seine Kolonien viel intensivere Beziehungen zu Persien unterhalten konnte, mit den Spaniern zus-ammenarbeitete* 87 88). Dieser Kooperation der beiden pyrenäischen Staaten war es auch zuzu­schreiben, daß die mannigfachen Allianzversuche wenigstens auf einem Gebiet, dem militärischen, im beschränkten Maße wirksam wurden. Der Vorsprung, den die Türken in artilleristischen Belangen innehatten, hatte schon Uzun Hasan bewogen, von den verbündeten Venezianern Geschütze zu erbitten87). Die Unterlegenheit der Perser in Artillerie und Infanterie hatte auch die Niederlage von Tschaldyrän verursacht und ließ ihren Wert als Bundesgenossen fragwürdig erscheinen88). Deshalb haben nicht nur die Portugiesen dem Schah Geschütze und Munition samt Instruktoren zur Bedienung und zum Guß zur Verfügung gestellt89), sondern auch die Spa­nier auf portugiesischen Schiffen Artillerie und vor allem Fußsoldaten nach Persien gebracht, die auch in die Kämpfe gegen die Türken eingriffen 90). Zahlenmäßig kaum von Bedeutung, scheinen diese Hilfstruppen immerhin zu den zeitweisen Erfolgen der Perser nicht unerheblich beigetragen und damit die Türken vorübergehend von Operationen gegen Europa abgehalten zu haben. Dies war aber auch der einzige Fall, in dem die angestrebte Verbindung faktisch in Erscheinung trat. Im übrigen blieb der Kontakt zu locker, um eine effektive Zusammenarbeit zu ermöglichen und die beiderseitigen Pläne zu koordinieren. Ein Hindernis war nicht nur der Verkehr über weite Entfernungen, der oft — z. B. im Fall der angeblich sechsjährigen Reise des Petrus Maronita — in seinen Schwierigkeiten überschätzt wurde, sondern vor allem die völlige Verständnislosigkeit für die Lage und Be­dürfnisse des anderen Staates, ein Zug, der für die europäische Diplomatie der Zeit besonders kennzeichnend ist91), und der sich im vorliegenden Fall, wo es sich um einen auch kulturell völlig fernstehenden Partner handelt, besonders geltend machte. Tatsächlich war die Pforte während des ganzen Zeitraums nie ernstlich der Gefahr eines Zweifrontenkrieges ausgesetzt. Sowohl ihr östlicher als 8B) B r a n d i, 1. Bd., S. 308. Über die portugiesisch-persischen Beziehungen vergl. noch Schurhammer passim. Zahlreiche Hinweise über das Verhältnis Venedigs zu Persien, das hier nicht näher untersucht werden konnte bei Ber- c h e t und S a n u t o, a. a. O. Vergl. Schef ei, Estat de la Perse, S. II f. 87) Hin z, Aufstieg Irans, S. 61 ff. 88) I o v i u s, Historia 1. Bd. fol. 158 f. 89) B i z a r u s, a. a. O., S. 291 f. und 294. E. Albéri, Relazioni degli am- basciatori al Senato, Ser. III., Bd. 1., Florenz 3840, S. 24 f., Sc hur ham mer, S. 258 f., Nr. 3969 und 3982, S. 372, Nr. 5059. 99) Bizarus, S. 285, J o r g a, 2. Bd., S. 361 ff., F u e t e r, S. 247. L. Hal- p h e n-Ph. S a g n a c, Peuples et civilisations, 8. Bd., Paris 1929, S. 406 (nach Gomara). Über eine ähnliche Waffenhilfe unter Rudolf II. vergl. Malcolm, a. a. O., S. 33 ff. 91) I. Bernays, Die Diplomatie um 1500 (H.Z. 138, 1929, S. 5 ff.).

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