Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)

NECK, Rudolf: Diplomatische Beziehungen zum Vorderen Orient unter Karl V.

72 Rudolf Neck Frömmler, sondern als ein geschickter Politiker, dem allerdings die mili­tärischen Fähigkeiten seines Vaters, dem er im Kindesalter in der Regie­rung gefolgt war, gemangelt haben dürften48). Daß der junge Schah einem Bündnis mit den Habsburgern keineswegs prinzipiell abgeneigt war, beweisen die freilich kargen Angaben über eine weitere, sonst unbekannte Gesandtschaft von seiten König Ferdinands, die ungefähr zur gleichen Zeit wie die von Balbi stattfand und bis zu Tahmäsp persönlich gelangt ist49). Die Nachrichten darüber sind so spärlich, daß man zum Teil auf Vermutungen angewiesen ist. Jedenfalls dürften Petro da Negro und der Dalmatiner Simon getrennt die nördliche Reiseroute über Osteuropa benützt haben. Sie fanden beide beim Schah, obwohl sie keine Ge­schenke mitgebracht hatten, eine günstige Aufnahme. Tahmäsp war einem gemeinsamen militärischen Unternehmen nicht abgeneigt und machte dies­bezüglich sogar konkrete Vorschläge. Er drückte auch den-Wunsch aus, daß die Gesandtschaft unter Austausch von Geschenken wiederholt werde. So erfreulich diese Nachrichten für König und Kaiser sein mußten, sie blieben zunächst ohne Wirkung. Seit 1530 hören wir von Verhandlungen zwischen Tahmäsp und dem Sultan 50) und 1531 erfuhr man, daß der Schah dabei die Pforte mit friedlichen Zusicherungen über die bekanntgewordene Fühlungnahme mit dem Kaiser beruhigte51). Gleichzeitige übertriebene Nachrichten über die inneren Schwierigkeiten in Persian 52) machten dieses Land als Bundesgenossen uninteressant und auch die hochfliegenden Pläne Karls für einen großen Türkenkrieg wurden nach den vielversprechenden Anfängen des Jahres 1530 bald durch dringende andere Unternehmungen zunichte 53). Im Oktober 1532 wußte man in Rom von einer Gesandtschaft Karls, die nach einer Reise über Ägypten nach Persien auf einem portugiesischen Schiff aus Indien zurückgekehrt sei54). 48) Auch von seinen orientalischen Zeitgenossen wurde Tahmäsp günstiger beurteilt. (Browne, 4. Bd., S. 85 f.) 49) Anhang 3 A und 3 B. Vielleicht sind auch die etwas wirren Angaben bei B i z a r u s, S. 284 f — er verwechselt dabei offensichtlich Kap Guardafui mit dem Kap der Guten Hoffnung — über drei Gesandtschaften Karls V. nach Per­sien auf drei verschiedenen Wegen auf das Jahr 1530 zu beziehen. 50) Berichte in Staatenabteilung Türkei I, Karton 1. 51) 1531 Nov. 26. Bericht Bucignolos (Türkei I, Kart. 2.) „Nec amplius... Sophi timent, nam ipse Sophi ad Tureum oratores misit purgatum quasdam suspitiones in quas invaderat propter aductum oratoris Cesaris ad dictum Sophi. Notumque fecit quidquid cum Christianis actum est... Se vero et amicum Turei et minorem fratrem et esse et semper futurum.“ Vergi. S a n u t o, 55. Bd., 1900 coi. 640 und 56. Bd., 1901 passim. 52) Berichte von Juni 1532 in Türkei I, Karton 2. 53) K. H ä b 1 e r, Geschichte Spaniens unter den Habsburgern, 1. Bd., Gotha 1907, S. 224 f. G. Heine, Briefe an Kaiser Karl V. geschrieben von seinem Beichtvater 1530—32, Berlin 1848, Nr. 65, S. 231 ff., vergl. auch S. 264 f., Nr. 87 f. 54) Sanuto, 57. Bd. 1902, col. 26. Es ist möglich, daß es sich um Balbi handelte.

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