Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)

PILLICH, Walter: Die Typarsammlung des Deutschordensarchivs

Österreich 365 Dr. Schindler sammelte dabei zu den bereits vorwiegend aus Nachlässen der Ordensmitglieder vorhandenen Siegelstöcken alle erreichbarem Ordens­siegelstempel und Prägestöcke. Die geplante Bestimmung, Ordnung und Katalogisierung dieser Sammlung wurde durch den Weltkrieg 1914/18 und anschließend durch die weitere Tätigkeit des Archivars Dr. Schindler als Ordenskanzler und seinen frühen Tod (1932) vereitelt und kam nicht zu­stande10 11). Die 1937/38 von mir durchgeführte erste Inventarisierung der interessanten Sammlungu) diente nach neuerlicher Überarbeitung als Grundlage dieser Arbeit. Nun noch einige grundsätzliche Erläuterungen zum besseren Verständ­nis der Sammlung: Alle Personensiegelstempel, insbesondere der Hoch- und Deutsch­meister, in chronologischer Reihenfolge (Seite 366 bis 371) und der Deutschordensritter, in alphabetischer Reihenfolge, sind, wenn nicht aus­drücklich anders vermerkt ist, Wappensiegel. Dabei ist zu erwähnen, daß die Hoch- und Deutschmeister das Hochmeisterkreuz (Lilienkreuz mit Adler im Herzschild) auf ihr Familienwappen legen. Das „Sigillum ad cau- s a s“ (Seite 371 f.) enthält bis 1856 neben der Madonnendarstellung das jeweilige Wappen des Hoch- und Deutschmeisters mit dem Hochmeister­kreuz. Die Landkomture und Statthalter (Seite 373 bis 382) nehmen in das erste und vierte Feld des gevierten Wappenschildes das ein­fache Deutschordenskreuz auf. In den übrigen Feldern zeigen sie ihr Fami­lienwappen. Die Komture und einfachen Deutschordensritter (Seite 373 bis 382) legen ihren Wappenschild so auf das Deutschordens­kreuz, daß vom Letzteren nur die vier Enden sichtbar bleiben. Dies kam im 16. Jahrhundert allmählich in Gebrauch und wird 1671 im Großkapitel des Ordens als Verordnung angenommen12). Die Amts-, Ballei- und Kommendesiegel (Seite 383 bis 393) zeigen, noch ganz dem Geiste des mittelalterlichen Ordens entsprechend, biblische Motive aus dem alten und neuen Testamente oder die betreffenden Patrone und Schutzheiligen. Da der Deutsche Orden seit dem Mittelalter bis in die Neuzeit das Münz­recht besaß, ist trotz der wenig bekannten Zeichen der Stempelschneider oft deutlich der Zusammenhang zwischen Münze und Siegel erkennbar13). Die Prägestöcke der Münzen (Seite 397) sind Prägeeisen, die für sogenannte Taschenwerke eingerichtet sind 14). Deren Stempelschneider sind teilweise bekannt und bieten die Handhabe für die Zuschreibung zeit­genössischer Siegelstempel. Weiters sind 31 Typare des Malteser-Ritterordens, bestehend aus Wap­pen- und Amtssiegeln des 18. und 19. Jahrhunderts, durch eine Schenkung dieses Ordens am 31. Dezember 1912 der Sammlung zugewachsen. 10) Bittner Ludwig, Nekrolog für Vinzenz Schindler, in MOelG, XLVIII. Bd., 1934, S. 511 ff. 11) D.O.Ai'chiv, Archivbehelf Nr. 335. 12) D u d i k, 1. c., S. 70. 13) D u d i k, 1. c., S. 19 ff. Voßberg F. A., Geschichte der preußischen Münzen und Siegel. Berlin 1843. 14) Luschin von Ebengreuth A., Allgem. Münzkunde u. Geldgeschichte, 1904, S. 70.

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