Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)
HEYDENDORFF, Walther: Die Kriegsakten im Haus-, Hof- und Staatsarchiv
362 Archivberichte verwundet und stirbt am 20. Dezember zu Gießen. Der hessische Obrist Stauf setzt die Verteidigung im Schlosse von Marburg fort, das die Stadt beherrscht. Feldmarschall Holzapfel, der eben von einem Ritte in das Clevi- sche zum Kurfürsten von Brandenburg zurückgekehrt ist, wird am 29. Dezember in seinem Quartier in Marburg durch eine vom Schloß abgefeuerte Stückkugel schwer verwundet. Sein Stellvertreter im Kommando, Feldzeugmeister Barwitz von Fernemont, befindet sich in schwerem Streit mit dem Reiterführer Feldmarschalleutnant Graf Raimund Montecuccoli, zu dessen Schlichtung der Kaiser mit seiner Ungnade drohen muß. Die sich häufenden Schwierigkeiten mit den Bayern, wie sie aus der Korrespondenz mit deren Feldmarschall Graf Gronsfeld ersichtlich sind, treten hiezu, um die geringen Ergebnisse des mit großen Hoffnungen begonnenen Feldzuges zunichte zu machen. Schließlich spitzen sich in diesem Winter 1647/1648 die Versorgungsschwierigkeiten der kaiserlichen Armee in ihrem kargen und ausgesogenen Unterkunftsraum in gefährlicher Weise zu, zumal dieser von zu schonenden befreundeten Ländern umgeben und durchsetzt war. Die Akten des Generalkommissärs Traun, der dieser bedrohlichen Mißstände Herr zu werden suchte, gewinnen für diese Zeit an Bedeutung. Ernst Adam Herr von Traun, Freiherr auf Maissau, Herr auf Braunsberg, Bockfließ und Wolfspassing, Generalfeldwachtmeister, Kriegsrat und bestellter Obrist, mit dem Reichsvizekanzler Graf Kurz verschwägert, hatte sich auf verschiedenen Missionen nach Köln, Düsseldorf und München bestens bewährt12). Im Jahre 1647 zum „Generalkommissär über die Armaden“ ernannt und als solcher mit der obersten Leitung der Versorgungsangelegenheiten bei der im Felde stehenden Armee betraut, begleitete er 1647/1648 Holzapfel als Mann des kaiserlichen Vertrauens. Joachim Friedrich Freiherr von Blumenthal kam aus kurbranden- burgischen Diensten, die er im Jahre 1641 als Anhänger der kaisertreuen Politik verlassen hatte. Er war zunächst als Generalkommissär im niederrheinisch-westfälischen Kreise erfolgreich tätig 13). Seine Bemühungen um Eintreibung der vom Reichstage bewilligten Kontributionen fanden nicht den Beifall der Stände. Sein Eintreten für die Sache des Kaisers, als der Kurfürst von Köln, dem Beispiele seines Bruders folgend, einen Sonderstillstand mit den Reichsfeinden einging, brachte ihm die Ungnade dieses Fürsten ein. So war die Enthebung Blumenthals eine der Bedingungen Kurkölns für die Aufkündigung dieses Stillstandes. Blumenthal wurde Reichshofrat14) und zunächst als Generalkommissär bei der Hauptarmee unter Traun verwendet. Seine in den „Kriegsakten in genere“ erliegenden Korrespondenzen aus dieser Zeit betreffen zum Teil geschäftliche und private Angelegenheiten, zeugen aber auch von seinen Bemühungen zur Wiedergewinnung Kurbrandenburgs, in dessen Dienste er 1649 zurückkehrte. 12) Hierüber zahlreiche Aktenstücke der Jahre seit 1643. Traun wurde 1653 zum Reichsgrafen Abensperg und Traun erhoben. 13) Siehe auch Faszikel 159, Okt.—Dez. 1645, F. 20/21, worin seine Verdienste besonders anerkannt werden. 14) Oswald v. Gschliesser, „Der Reichshof rat“, Wien 1942, S. 260/261.