Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)

HEYDENDORFF, Walther: Die Kriegsakten im Haus-, Hof- und Staatsarchiv

358 Archivberichte fertigt, daß sich damals der Hauptteil des Archivs des Feldmarschalls auf Schloß Schaumburg befand; Material aus Wiener Archiven wurde nicht benützt. Hingegen hat Dr. Rudolf Schmidt zu seiner sehr objektiven Darstellung auch auf die Wiener Archive gegriffen5 6). In den Jahren 1877 und 1878 forschte er im Haus-, Hof- und Staatsarchiv, wo ihm nach hiesigen Auf­zeichnungen die „Kriegsakte“ der Jahre 1634—1648, weiters aus den „Friedensakten“ die Korrespondenz des Reichsvizekanzlers Graf Ferdinand Kurz von Senftenau der Jahre 1642—1648 ®) zur Verfügung gestellt wur­den. Daneben arbeitete Schmidt auch im Kriegsarchiv. Es erscheint aber weder nach dem Inhalte dieser Arbeit noch nach dem feststellbaren Schick­sal der aus Preußen eingelangten Holzapfelakten wahrscheinlich, daß Schmidt auch diesen Bestand in seine Wiener Forschungen einbeziehen konnte. Der Aktenaustausch fand wohl 1874 statt, doch wurde das Ver­zeichnis der Neuerwerbung erst im Jahre 1880 durch Winter angelegt (Archivbehelf 39/5). Der Bestand wurde nach einem Vermerk in diesem Inventar in der Zeit vom November 1887 bis Juni 1888 aufgelöst und in die Kriegsakten eingeteilt. In neuester Zeit hat Staatsarchivrat Dr. Fritz Geisthardt in Wiesbaden eine kurze Biographie Holzapfels veröffentlicht7), zu deren Verfassung er Urkunden und Schriften des Staatsarchivs Wiesbaden, sowie die beiden eben besprochenen Arbeiten benützte. Als Ergebnis der vorliegenden Untersuchung war sohin nur eine Über­sicht über die für die Forschung zur Verfügung stehenden Bestände und über den vermutlichen Aufbewahrungsort des ursprünglichen Holzapfel­archivs zu verzeichnen; Anhaltspunkte über die Herkunft der durch den Aktentausch mit Preußen in das Haus-, Hof- und Staatsarchiv gelangten Holzapfelakten haben sich nicht ergeben. Eine Klärung in dieser Hinsicht mußte auf anderem Wege versucht werden. Den Ausgangspunkt hiefür bildete die Tatsache, daß die Kriegskanzlei des Feldmarschalls im Gefechte von Zusmarshausen am 17. Mai 1648 in Feindeshand fiel 8). Die Vermutung, daß es sich hiebei um den im Jahre 1874 nach Wien gebrachten Bestand handeln könnte, da dieser sowohl Akten Holzapfels als der Generalkommis­säre Traun und Blumenthal enthält, wird durch einen Vermerk unterstützt, 5) Rudolf Schmidt, „Ein Kalvinist als kaiserlicher Feldmarsehall im Dreißig­jährigen Kriege“, Berlin 1890. 6) Siehe Archivbehelf 111/1, 2; die Korrespondenz mit Holzapfel im Faszikel 85. 7) Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau, „Nassau- ische Lebensbilder“, Band 4, herausgegeben von Karl Wolf, Wiesbaden 1950, Fritz Geisthardt: „Peter Melander, Graf zu Holzappel, 1589—1648.“ (Mit einem Bilde des Feldmarschalls). 8) „Kriegsakten in genere“, Faszikel 178, F. 191/192: 20./5. 1648, Prag, Ab­schrift — Der Kaiser an die Gesandten in Osnabrück. — Ausführlichere Angaben enthält Merians „Theatrum Europaeum“, VI. Teil, Frankfurt a. M. 1652, S. 315 ff. In dem dort abgedruckten Berichte des Feldmarschalls Wrangel, Hauptquartier Hiltenhofen, 8./18. Mai 1648, an Generalmajor Axel Lilien wurden unter der Beute erwähnt: die meiste Bagage vom Generalstab und der Infanterie der kaiserlichen Armee, worunter die Kanzlei; des Generalauditeurs Akten und Registraturen, wie auch jene des Generalkommissariats.

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