Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)

HEYDENDORFF, Walther: Die Kriegsakten im Haus-, Hof- und Staatsarchiv

Österreich 357 Der besondere Wert dieses Teilbestandes für die militärische Geschichts­schreibung erhellt aus der Würdigung der historischen Persönlichkeit Holz­apfels und wird weiter unten dargelegt. Bisher erschienene Veröffent­lichungen über diesen Feldherrn gründen sich auf anderweitig aufbewahr­tes oder bereits vor dem Aktenaustausch in den Wiener Archiven vorhan­denes Material. Bei dieser Sachlage empfahl sich ein Versuch zur Klärung der Frage, wie dieser Teil der Holzapfelakten ebenso wie die angeschlos­senen Schriften aus den Registraturen Traun und Blumenthal in preußi­schen Besitz gelangt sein könnten. Den Ausgangspunkt für diese Unter­suchung hätte das Schicksal des ursprünglichen Archivs des Feldmarschalls zu bilden, von dem, wie die Veröffentlichungen erweisen, namhafte Teile die wechselnden Geschicke und das Erlöschen des gräflichen Hauses über­dauert haben. Peter Holzapfel genannt Melander, ist eine der interessantesten Persönlichkeiten aus der letzten Epoche des Großen Krieges. Als Sohn eines nassauischen Landboten aus bescheidenen Verhältnissen stammend, be­suchte er mit Unterstützung eines in Holland emporgekommenen Onkels höhere Schulen und wandte sich dem Kriegswesen zu. Dienst im Heere der Republik Venedig, Verwendungen in der Schweiz und in Holland schufen seinen militärischen Ruf. Der kalvinischen Lehre bis zu seinem Lebensende anhängig, befehligte er 1633 bis 1640 das gegen den Kaiser kämpfende Heer des Landgrafen von Hessen-Kassel — Wilhelm V. und nach seinem Tode (1637) dessen Witwe Amelia Elisabeth gehörten zu den hartnäckig­sten Widersachern des Kaisers. Da Melander die Einmischung reichs­fremder Mächte in Deutschland ablehnte, legte er sein Kommando als hessi­scher Generalleutnant nieder, als die Landgräfin ihre Truppen den Schwe­den unterstellte. Er trat 1641 als Feldmarschall in kaiserliche Dienste, wurde Reichsgraf und übernahm 1647 das Oberkommando des kaiserlichen Heeres. Er fiel am 17. Mai 1648 bei Zusmarshausen, als er sich an der Spitze einer Reiterabteilung in den Kampf warf, um der bedrängten Nachhut Hilfe zu leisten. Die verwitwete Gräfin zu Holzapfel erkaufte 1656 die Grafschaft Schaumburg (im Nassauischen); beide Grafschaften fielen durch die Ehe der Tochter des Feldmarschalls mit einem Prinzen von Nassau-Dillenburg an dieses Haus, durch die Heirat der Enkelin mit einem Prinzen von An- halt-Bernburg an diese Linie des askanischen Geschlechtes. Die Schwester des letzten Fürsten aus diesem Zweige brachte die beiden Herrschaften, die seit 1806 nicht mehr reichsunmittelbar waren, ihrem Gatten, dem Erz­herzog-Palatin Josef zu. Der einzige Sohn aus dieser Ehe, Erzherzog Ste­phan (1817—1867), vererbte die beiden Herrschaften Holzapfel und Schaum­burg an Oldenburg, schließlich fielen sie Waldeck. Diese Erbgänge dürfte das Archiv auf Schloß Schaumburg (an der Lahn) mitgemacht haben, das dem Kustos dieses Schlosses, Wilhelm Hof­mann, das hauptsächlichste Material zu seiner Lebensbeschreibung Melan- ders lieferte4). Auf Grund dieses Buches erscheint die Annahme gerecht­4) Wilhelm Hofmann, „Peter Melander, Reichsgraf von Holzappel, ein Cha­rakterbild aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges“, München 1882.

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