Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)
WEINZIERL-FISCHER, Erika: Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv und Archivalienausstellungen
Österreich 355 reichs: Österreich im Mittelalter, Reformation und Gegenreformation in Österreich, Österreichs Heldenzeitalter, Josefinismus, Das Zeitalter Napoleons, Dokumente zur Geschichte des 19. Jahrhunderts, oder über größere Zeiträume: Bedeutende Frauen, Die Stellung des Bauern (Arbeiters) in Österreich, Die Habsburger und Wissenschaft und Kunst, Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv und die Geschichtswissenschaft, Entwicklung der Schrift, Staatsverträge im Wandel der Jahrhunderte u. ä. Daß bei der Auswahl, aber auch bei der Deutung (Beschriftung) 74) der Dokumente strengste Objektivität gewahrt werden muß, braucht wohl nicht besonders betont zu werden. Die Notwendigkeit, die Aussagen der Urkunden und Akten durch bildhafte Darstellungen zu ergänzen, hat bereits Müse- beck75 76) erkannt. Sehr bewährt hat sich bei der Ausstellung „Kirche in Österreich“ die Heranziehung eines Graphikers für die Gestaltung von Karten, nur wird dies aus finanziellen Gründen nicht immer möglich sein. Doch können klare, ins Auge fallende Beschriftung und originelle, moderne Anordnung 7B), bei der ein Gruppenarrangement einem rein chronologischen zwar nicht immer, aber meistens vorzuziehen sein wird, hier manches wettmachen. Ob man Kataloge herausbringen soll oder nicht, ist meiner Ansicht nach eine reine Geldfrage. Wie die Erfahrung lehrt, kann man bei einem gedruckten 77) Katalog mit einem Absatz von ca. 500 Stück rechnen 78) und es kann wohl kein Zweifel darüber bestehen, daß ein ausführlicher erklärender Katalog auch bei genauer Beschriftung und dauernden, eingehenden Führungen, denen Lippert den größten Wert zuspricht79) immer gute instruktive Dienste leisten wird80). Bei kleineren Wechselausstellungen werden ja meistens vervielfältigte Verzeichnisse oder Einführungen in die Materie, „educational bulletins“ 81) genügen, die kostenlos verteilt und natürlich durch Führungen ergänzt werden müßten. Daß all dies und die außerdem noch zu pflegende Beteiligung an fremden Ausstellungen für jeden einzelnen Beamten ein Mehr an Arbeit oft über die Dienstzeit hinaus mit sich bringt, ist offensichtlich. Man muß sich aber 74) Vgl. dagegen Lippert, a. a. 0., S. 118, Anm. 11. 76) M ü s e b e c k, a. a. O., S. 74. 76) Vgl. z. B. Kane, a. a. O. 77) Interessanterweise finden chemisch vervielfältigte Kataloge nur wenig Käufer. Von den beiden letzten Katalogen dieser Art wurden 23 bzw. 22 Stück zum Preis von S 2.— bzw. 1.50 verkauft (K. A. 2314/52). 78) Siehe S. 347 und 349. 70) Lippert, a. a. O., S. 123, Anm. 15. 8°) Vgl. die Besprechungen von: Catalogue of an Exhibition of Treaties at the Public Record Office, London 1948, 52 Seiten („una interesante introduccion acerca de los documentos de esta naturaleza ...“ Revista de archivos, bibliotecas y museos 56, 1950, S. 244 f.); Naval Records. Catalogue of an Exhibition at the Public Record Office. London 1950, 53 Seiten (besprochen von Günter von Roden, Der Archivar 4/1, 1951, Sp. 45); Exhibition of Notable Documents from Private Archives. Historical Manuscript Commission, London 1951, 36 Seiten (besprochen von Norah Story, The American Archivist XV/1, 1952, S. 66 f.). 81) Kane, a. a. O., S. 40. „The style of writing is popular. The bulletins are designed primarily for teachers who want to instruct themselves before they bring their classes to see the exhibit.“ 23