Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)

WINTER, Otto Friedrich: Der Bestand „Archivbehelfe“ des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs

316 Archivberichte Notwendigkeit, jedem Archivar gewisse Kenntnisse der Kanzleipraxis zu vermitteln, besprochen. 13. Die Hinterlegung und Verwahrung zeitgeschicht­licher Sammlungen in den Archiven (Referent: Staats­archivar I. Kl. Univ.-Doz. Dr. Goldinger) wurde allgemein als wünschens­wert und notwendig erklärt. Außerdem wurde beschlossen, den Spuren der verschollenen bzw. verschleppten NS-Archive nachzugehen und ihre Rück­bringung zu versuchen. — Im Rahmen der lebhaften Debatte über das Schicksal der äußerst gefährdeten Wirtschaftsarchive und der Archive der verstaatlichten Betriebe wurde beschlossen, an die zuständigen Kammern, den Industriellenverband und das Handels­ministerium ein Ersuchen wegen Übergabe der noch vorhandenen älteren Firmen- und Werkarchive (wenn möglich vor 1900) unter Wahrung des Eigentumsrechtes und beliebig langer Benützungssperren zu richten, das von dort an die nachgeordneten Stellen weitergegeben werden soll. Zum Schutz der Archive der verstaatlichten Betriebe soll ein Schreiben an das Bundesministerium für Verkehr und verstaatlichte Betriebe gerichtet werden. 14. Abschließend wurden noch kurz die Frage der Vordienstzei­tenanrechnung zwischen Bund«und Ländern, das Problem der Mas­senverfilmung und die Überlassung bestimmter Archivalien nach dem Provenienzprinzip an die zuständigen Archive (Kriegs- und Verkehrs­archiv) behandelt. Für den Abend des ersten Beratungstages hatte die Bundestheaterver­waltung Sitze in den Bundestheatern zur Verfügung gestellt. Der Bestand „Archivbehelfe” des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Von Otto Friedrich Winter (Wien). „Was ein Körper ohne Gliedmaßen zur Bewegung, wäre ein Archiv ohne Repertorien. Sie vollständig und zutreffend für jede Abteilung, jede Gruppe und Serie beisammen zu haben, ist die Sorge jedes guten Archivars.“ *) Diese Feststellung Löhers hat für ein Archiv vom Range und der Bedeu­tung des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs besonderes Gewicht; die daraus resultierende Aufgabe stellt in Anbetracht des Umfanges, der Zu­sammensetzung und der historischen Entwicklung dieses Archivs ein nicht leicht befriedigend zu lösendes Problem dar. Eine kurze, in Einzelheiten ungenaue Darstellung desselben liegt bis jetzt nur in der von Bittner ver­faßten „Vorbemerkung“ zum Abschnitt „Übersicht der Archivbehelfe (Re- torien)“ im I. Band des Gesamtinventars des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs vor1 2), abgesehen von den Erörterungen Bittners über die 1) Franz von Löher, Archivlehre, Paderborn 1890, S. 403. 2) In: In ventare österreichischer staatlicher Archive V, Inventare des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs 4, Wien 1936, S. 169 f.

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