Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)
HAUPTMANN, Ferdinand: Österreich-Ungarns Werben um Serbien 1878–1881
Österreich-Ungarns Werben um Serbien 1878—1881 145 27) Andrássy an den Kaiser. Berlin, den 9. VII. 1878 (Kabinetts-Archiv: Berliner Kongreß). 28) Als sich äuvalov und Andrássy verständigten, daß sich Rußland einer nachträglichen österreichischen Besetzung von Növi Pazar nicht entgegensetzen werde, befürwortete Andrássy diese Lösung bei seinem Kaiser folgendermaßen: „Ich habe diesen Modus für acceptabel erachtet. Er erleichtert Rußland das Nachgeben, er läßt unser Vorgehen als ein solches erscheinen, welches nicht von Landgier, sondern von der strikten Notwendigkeit des Interessenschutzes diktiert wird und markirt andererseits deutlich, daß wir in der Lage sind, militärisch unsere Machtsphäre soweit auszudehnen, als es unsere Interessen erheischen können; er ist ferner geeignet, indem er unserer Aktion nach Abschluß der russischen Raum gibt, den Umschwung der Dinge evident zu machen und Serbien wie Montenegro zu belehren, daß sie in Zukunft der Machtsphäre Eurer Majestät angehören.“ — Andrássy an den Kaiser. Berlin, den 25. VI. 1878 (Kabinetts- Archiv: Berliner Kongreß). 29) Saburov, der russische Botschafter in Berlin zur Zeit der Erneuerung des Drei-Kaiser-Bündnisses, charakterisiert die Verschiedenheit der politischen Mittel Österreichs und Rußlands auf dem Balkan: „Den Interessen Rußlands schade es nicht, wenn Österreich auch durch Handelsverträge, Eisenbahnanschlüsse usw. handelspolitischen Einfluß auf der Balkanhalbinsel gewinne. Denn Rußlands politische Methode und russische Art weise ... nicht darauf hin, in erster Linie kommerzielle Vorteile zu erstreben.“ (W i n d e 1 b a n d W.: Bismarck und die europäischen Großmächte 1879—1885. Essen 1940. S. 223.) 30) Singer B.: Unsere Orientinteressen. Wien 1878. S. 23ff. (= Singer: Orientinteressen.) 31) Industriellen-Club (Petz A.): Österreichs Handelsinteressen im Orient. Wien 1878. S. 9 f. 32) Dimtschoff R.: Das Eisenbahnwesen auf der Balkanhalbinsel. Bamberg 1894. S. 23 f.; cf. Arnaoutovich D.: Histoire des chemins de fer yougo- slaves. Paris 1937. S. 38 ff., über den Einfluß der Großmächte auf den türkischen Eisenbahnbauplan. 33) Andrássy an Herbert nach Konstantinopel. Wien, den 5. VII. 1875 (HP 1875). 34) Dimtschoff, a. a. O., S. 38. 35) Der österreichisch-ungarische Botschafter in Konstantinopel, Graf Zichy, an Andrássy. Konstantinopel, den 21. IX. 1875 (HP 1875). 30) Andrássy an Wrede. Wien, den 6. XII. 1875; Wrede an Andrássy. Belgrad, den 14. XII. 1875, den 4. und 23. I. 1876 (HP 1875—1876). 37) Österreichs Handelsinteressen, a. a. O., S. 10 ff.; Der Anteil der Türkei am Gesamthandel Österreich-Ungarns fiel 1867—1876 von 18,4% auf 14,8%. Das Fehlen von geeigneten Verbindungen wirkte sich besonders bei der Ausfuhr Österreichs nach der Türkei aus. Während die Einfuhr nach Österreich 1867 bis 1876 um 53% stieg, blieb die Ausfuhr stationär (nur um 2% gestiegen). Österreich konnte eben nicht so billig wie die anderen Mächte an den türkischen Markt gelangen. Die österreichische Ausfuhr überstieg zwar noch um ein Bedeutendes die Einfuhr aus der Türkei, aber sie entwickelte sich nicht proportioneil mit der letzteren. Die fremde Konkurrenz bemerkt man am besten bei der Abnahme der Fabrikatenausfuhr aus Österreich. 1867 gingen noch 33,2% aller österreichischen ausgeführten Fabrikate nach der Türkei, 1876 nur mehr 24%. Auch bei der Warenbelieferung Konstantinopels fiel der Anteil Österreichs im Zeitraum 1871—1876 von 15% auf 7% (cf. für das letztere Singer: Orientinteressen, S. 47). 38) Singer B.: Unsere Eisenbahnanschlüsse nach Südosten und Süden. Wien 1879. S. 12 betont ebenfalls die Wechselwirkung zwischen Eisenbahnbau in Mitteilungen, Band 5 10