Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)

BENNA, Anna Hedwig: Preces Primariae und Reichshofkanzlei (1559–1806)

Preces Primariae und Reichshofkanzlei 97 Strafsanktionen zur Ausführung zu bringen61). Der drohende Einfall kaiserlicher Truppen in den Kirchenstaat stimmte den Papst nachgiebiger, er sandte seinen Nepoten Annibale Albani zu Verhandlungen mit dem Kaiser nach Wien. Hauptpunkte dieser Verhandlungen waren die Be­stätigung des kaiserlichen Regierungsantritts und die Ausstellung eines Preces Indults. Der Kaiser war entschlossen „daß in puncto primarum precum zu Rom ein gantzes gemacht werden soll“ und befahl die Abfassung eines Gutachtens durch den Reichshof rat62), das den Verhandlungen als Grundlage zur Zurückweisung der päpstlichen Ansprüche dienen konnte. Der Hauptvorwurf der Kurie, das Bittrecht könne nur kraft päpstlichen Indults gültig ausgeübt werden, zwinge den Kaiser einzugestehen, er sei unfähig, falls er nicht das Indult einhole. Damit würde der Kaiser auch bekennen, dieses Recht entspringe ausschließlich der päpstlichen Gnade. Dagegen sei schon eine Ausübung dieses Rechtes, bevor noch die Päpste Induite ausstellten, nachzuweisen63). Die erste Fühlungnahme Schönborns mit Albani blieb ergebnislos, erst als Albani über neue Instruktionen ver­fügte, konnten die Verhandlungen zu einem befriedigenden Abschluß ge­bracht werden. Der Papst erklärte sich bereit auf eine eigene Obödienz- gesandtschaft zu verzichten und an deren Statt den Botschafter Prié in Gegenwart einiger Kardinäle in Audienz zu empfangen und dem Hof­meister des Botschafters die Konfirmationsbulle über die Kaiserwahl und das Preces Indult auszuhändigen. Der Papst, der wohl ahnte, daß dieser Vorschlag vom Kaiserhof nicht angenommen werden konnte, erklärte sich ferner bereit auf eine Aushändigung dieser Bulle zu verzichten. Die Geheime Konferenz erklärte die Ausstellung der Konfirmationsbulle und des Preces Indultes könnten wohl nicht verhindert aber deren Annahme von Prié verwei­gertwerden. Sollte der Papst aber nicht nachgeben, so sei es besser „die preces 61) Votum der Konferenz 1708 März 26, PP. 22. 62) Dekret an Reichshofrat 1709 Juli 17, PP. 22. Das Gutachten, „Vindiciae primariarum precum Caesareae maiestati suo uro et proprio iure vi ac virtute elec­tionis per imperium Romanum competentium ut ad constitutionem vel executio- nem earum ullo pontificis maximi indultu non indigeat et nec oblatum eum salvo et illaeso iure suo et imperii acceptare possit aut debeat“ wurde von Reichshofrat Hewel unter Benützung des erreichbaren Aktenmaterials verfaßt (in materia primarum precum ist bey reichshofrath nichts, wohl aber bey ieweilige von hern reichsvicecantzlers excellenz verordneter deputation ein undt anders Vorkommen, wie die a deputatione abgestattete gutachten zeigen...) PP. 22. 63) Gutachten Hewel 1709, PP. 22. Enim vero oportebit Caesarem, qui a papa Romano indultum acceptare voluerit atque se in id propensum esse profitetur, simul in hoc annuere 1 quod iuris huius primariarum precum se plane incapacem esse agnoscat atque quippe quod ius illud abhorreat, in persona Caesaris ab omni iure divino et humano, tum et ab ecclesiae canonibus et decretis non attento quod idem istud omnes atque singuli status in imperio Catholici quoque iunctim cum caeteris, hoc ipsi adjudicent... U) fateretur Caesar, quod hoc ipsum ius ex mera papae gratia et arbitrio suspensum sit, adeo ut quelibet imperatorem electum istud a papa tunc sedente exorare oporteat. Mitteilungen, Band 5 7

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