Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 4. (1951)

GOLDINGER, Walter: † Jakob Seidl

392 Nachrufe herausgegebenen Dokumente zur Geschichte des Kardinals Bernhard von Cles. Viel Anklang haben seine, auf quellenmäßiger Grundlage auf­gebauten, in anziehender Form verfaßten Schriften über Kastelruth und über die Seiseralpe gefunden. Bedeutende Leistungen auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Genealogie sind seine Arbeiten über die Südtiroler Familien Segonzano, Halbsleben und Porta Oriola 1). Leo Santifaller (Wien). Jakob Seidl Mit dem am 28. August 1951 dahingegangenen wirklichen Hofrat Dr. Jakob Seidl ist dem Österreichischen Staatsarchiv der dienstälteste Beamte entrissen worden. Seine überaus große Erfahrung in allen Zweigen des Archivdienstes hat ihn auch weit über die Grenzen unserer Heimat hinaus bekanntgemacht. Seidl ist am 11. Juli 1887 in Wien geboren, besuchte das Piaristen- gymnasium und schloß dort mit seinem Mitschüler Lothar Groß, dem späteren Leiter des Haus-, Hof- und Staatsarchivs und Vizedirektor des Reichsarchivs Wien, dauernde Freundschaft. Nach Absolvierung seiner philosophischen Studien und des Lehrganges des Instituts für österreichische Geschichtsforschung trat Seidl in den öffentlichen Archivdienst, zunächst bei der niederösterreichischen Statthalterei, ein. Bald darauf wurde er jedoch in das Büro des damals neuorganisierten k. k. Archivrates berufen. Diese Zuteilung wurde für Seidl bestimmend, es prägte sich dort der Typ, dem er als Archivar zuzuzählen ist. Es erschloß sich ihm das weite Feld des Archivalienschutzes, dem er bis zu seinem Lebensende das größte Augenmerk widmete. Zugleich entsprach dieser Wirkungskreis auch Seidls bürokratischen Neigungen, in ihm war ein Stück altösterreichischer Beamtentradition im guten Sinne verkörpert. Seidl fühlte sich stets als ein Rädchen im Getriebe der allgemeinen Verwaltung, es ist sein großes Verdienst, gerade die Stellung der Archive im Rahmen der Verwaltung durch seine Mitarbeit an zahlreichen organisatorischen Fragen sehr gefördert zu haben. In seiner Bescheidenheit ist er dabei wenig hervor­getreten, die Eingeweihten aber wissen, welche starke Stütze er für seine beiden Chefs L. Bittner und L. Groß bedeutet hat. Vielfach oblag es ihm, die von beiden gegebenen Richtlinien in emsiger Kleinarbeit in die Tat umzusetzen. Seidl gewann dadurch eine immer tieferdringende Beherrschung aller archivalischen Fachfragen, auf welchem Gebiete er sich auch literarisch betätigte. Seine vom Institut her begonnenen geschichtswissenschaftlichen Bestrebungen mußten dabei aus Zeitmangel mehr in den Hintergrund *) Vgl. auch die Nachrufe im „Adler, Zeitschrift für Genealogie und Heraldik“ 2, 1950, S. 47 (von Pongratz), im „Schiern“ 24, 1950, S. 337 f. (von Karl M. Mayr) und in den „Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung“ 59, 1951, S. 240 f. (von Leo Santifaller) mit Schriftenverzeichnis (von Claudia Helbok).

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