Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 4. (1951)

SANTIFALLER, Leo: † Karl Ausserer

Nachrufe. Karl Äusserer Karl Äusserer stammt aus einer ursprünglich in Südtirol ansässigen Familie und wurde geboren am 28. Mai 1883 auf Schloß Lichtenwald an der Save (Südsteiermark). Nach Absolvierung des Gymnasiums in Seiten­stetten und Trient wandte er sich dem Studium der Geschichte zu und war 1907 bis 1909 Mitglied des Instituts für österreichische Geschichts­forschung; Ottenthal und Redlich waren seine Lehrer auf den Gebieten der Paläographie und der Diplomatik. 1909 bis 1910 war Äusserer Mitglied des österreichischen Historischen Instituts in Rom und trat dann in den Dienst der Wiener Hofbibliothek (seit 1918 Nationalbibliothek). 1914 bis 1918 nahm er als Kaiserjäger-Offizier am ersten Weltkrieg teil, befand sich 1914 bis 1916 in russischer Kriegsgefangenschaft in Sibirien und wurde nach seiner Heimkehr in der Türkei wieder ver wendet. Seit 1921 war er Kustos und in der Folge Vorstand der Kartenabteilung der National­bibliothek. 1938 wurde er in den Ruhestand versetzt und bei Beginn des zweiten Weltkrieges zur Wehrmacht einberufen; er diente, zuletzt als Major, an der griechischen Front und fand vor allem als Dolmetschoffizier Verwendung; mit Erreichung des sechzigsten Lebensjahres 1943 wurde er in die Heimat entlassen. Im Jahre 1945 wurde er wieder in den Beamten­körper der Nationalbibliothek aufgenommen und betreute seither, so wie vor dem Jahre 1938, wieder die Kartenabteilung. 1946 trat er in den Dienst des österreichischen Staatsarchivs und leitete im Rahmen desselben, zuletzt als Hofrat, das Finanz- und Hofkammerarchiv. Er starb infolge eines Schlaganfalles nach kurzer Krankheit am 16. Mai 1950. Äusserer hat sich im Jahre 1946, als infolge von Todesfällen und wegen des Ausscheidens einer Reihe von Beamten der Betrieb nur mehr unter großen Schwierigkeiten aufrechterhalten werden konnte, in selbstlosester Weise zur Verfügung gestellt und hat in den folgenden Jahren sehr wesentlich am äußeren und inneren Wiederaufbau des Finanz- und Hofkammerarchivs mitgewirkt. Wenn Äusserer auch nur wenige Jahre am österreichischen Staatsarchiv Dienst getan hat, so wird seine werktätige Hilfe in den schweren Jahren der Notzeit doch unvergessen bleiben. Ausserers wissenschaftliche Tätigkeit erhielt ihre bestimmende und charakteristische Richtung durch das Institut für österreichische Geschichts­forschung: er war ein exakter Quellenforscher und seine Hauptleistungen liegen vor allem auf dem Gebiete der Quellenedition. Besonders hervor­gehoben seien Ausserers monumentale Quellenwerke, die Regesten des Trientner Domkapitels aus der Zeit von 1182 bis 1350 und die mit Gerola

Next

/
Thumbnails
Contents