Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 4. (1951)

SANTIFALLER, Leo: Die älteste Originalurkunde des Österreichischen Staatsarchivs

22 Leo Santifaller oben fein zugespitzte Schäfte. Das o ist oval und häufig mit einer oben auslaufenden Spitze versehen. Das t hat einen meist etwas geschwungenen und links einen geschlossenen Bogen bildenden Balken. Die zunächst völlig fremd anmutende verlängerte Schrift in Zeile 1, 13 und 14 ist nichts anderes als eine dekorativ verlängerte und überhöhte Normalschrift 1). Ligaturen gehören zum Wesen der Kursivschrift und treten sehr mannigfaltig auf2). Doch erscheinen gewisse Buchstaben­verbindungen beständig und regelmäßig. So in unserer Urkunde etwa: c und q, c und t, e und r, e und t, f und a, f und e, / und i, f und u, o und s, o und t, r und e, s und t. Die Vorliebe für fließende Ver­bindung der einzelnen Buchstaben führt dort, wo die Buchstaben­formen ihr nicht günstig sind, häufig zur Anwendung besonderer Verbindungsstriche, z. B. beim 6. Die Abkürzungen 3) in unserer Urkunde sind, wie es auch sonst in den Diplomen dieser Zeit der Fall ist, wenig zahlreich. Wir unter­scheiden zwei Gruppen, Siglen und tironische Noten. Die Siglen, d. h. Abkürzungen, die einen oder mehrere Buchstaben des Wortes geben, zerfallen wieder in Kontraktionen, welche den Anfang und den Schluß, und Suspensionen, welche den Anfang und etwa noch die Mitte, aber nicht den Schluß des Wortes enthalten. Die Kon­traktionen unserer Urkunde sind: archieps = archiepiscopus (Z. 4); di = Dei (Z. 1, 4, 5, 15); dni = Domini (Z. 1); dno = Domino (Z. 12); Ihu = Jesu (Z. 1); nme = nomine (Z. 15); scae = sanctae (Z. 4); sci = sancti (Z. 3, 5); scs = sanctus (Z. 3); vl = vel (Z. 3); XPI = Christi (Z. 1). Von den Suspensionen wurden etia und veru erst nach­träglich, wenn auch von erster Hand, in Zeile 3 und 4 hinzugefügt und február und diaconus mit verschnörkeltem us sowie ss = sub­scripsi stehen in der Datierungs- bzw. Rekognitionszeile. Als Kürzungszeichen wird im allgemeinen ein hakenförmiger, etwa unserem Fragezeichen (?) ähnlicher Vertikalstrich verwendet; nur einige Male, meist bei Oberlängen, findet sich ein gewellter Horizontal­strich. Ein einziges Mal, u. zw. in der Datierung beim Worte nme wird das verschnörkelte, sogenannte diplomatische Abkürzungs­zeichen verwendet. 3) Vgl. Sickel, Acta 1, S. 297 ff.; Erben, S. 129 ff. 2) Vgl. Erben, S. 128 f. 3) Vgl. Sickel, Acta 1, S. 305—312; Santifaller, Leo: Die Abkürzungen in den ältesten Papsturkunden (788—1002). Weimar 1939.

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