Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 4. (1951)
SANTIFALLER, Leo: Die älteste Originalurkunde des Österreichischen Staatsarchivs
Die älteste Originalurkunde des Österreichischen Staatsarchivs 23 Im Rekognitionszeichen stehen, wie es in der Kanzlei Ludwigs d. Fr. noch meist üblich war, tironische Noten 1), d. h. eine unserer Stenographie vergleichbare Art von Abkürzungen. In unserem Falle wird vom Diakon Durandus in den Noten einfach der Inhalt der Rekogni- tionszeile wiederholt2). Die Schrift der Datierungszeile3) unterscheidet sich, im Gegensatz zu manchen anderen Diplomen dieser Zeit, die in der Schlußzeile der Urkunde bereits die Minuskel anwenden, nicht wesentlich von der Kontextschrift; es ist die auch im Kontext verwendete, allerdings durch den Einfluß der Minuskel bereits gezähmte Urkundenkursive und selbst in den Worten anno und actum findet sich noch das kursive a. Unsere Urkunde zeigt wohl in ihrer Gänze dieselbe Schriftart und dieselbe Schreibschule, aber wir können doch zwei Hände unterscheiden, die sich an der Herstellung des Diploms beteiligt haben 4). Die erste, sonst bis jetzt nicht näher bekannte Hand hat das Protokoll, den Kontext und Signumzeile geschrieben. Die zweite Hand, der höhere Kanzleibeamte Durandus, hat die Rekognition und die Datierungszeile angefertigt. Die Schrift des Durandus unterscheidet sich von der im übrigen ja sehr verwandten Schrift der ersten Hand vor allem durch den auf den ersten Blick erkennbaren kräftigen Duktus, ferner durch einzelne Buchstabenformen, so vor allem durch den häufigen Gebrauch des von der ersten Hand nicht verwendeten Maiuskel N, sowie durch die Anwendung des ebenfalls sonst nicht vorkommenden diplomatischen Abkürzungszeichens. 3. Die Schriftzeichen und die Unterschriften. Schriftzeichen 5) sind in unserer Urkunde das Chrismon, das Monogramm und das Rekognitionszeichen. Diese Schriftzeichen, insbesondere die beiden letztgenannten, hängen mit den Unterschriften, der Signumzeile und der Rekognitionszeile auf das engste zusammen. x) Vgl. Sickel, Acta 1, S. 326—339; Erben, S. 165—170; Tangi, M.: Die Tironischen Noten in den Urkunden der Karolinger. Im Archiv für Urkundenforschung, Bd. 1, Leipzig 1908, S. 87—166, darin S. 107—136 Ludwig d. Fr.; Bresslau, UL. 2, S. 540—547. 2) Siehe Textausgabe unten S. 53, Anmerk. b. 3) Vgl. Sickel, Acta 1, S. 339 f.; Erben, S. 129. 4) Siehe auch unten S. 41f. 5) Im allgemeinen vgl. Santifaller, Leo: Urkundenforschung. Weimar 1937. S. 22—24.