Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 3. (1950) – Leo Santifaller Festschrift

BLAAS, Richard: Ein Tiroler Teilbuch aus dem Jahre 1340

72 Richard 15 laas wobei es sich klar erweist, daß gerade im Passeier die meisten Eigen­leute bereits dem Landesfürsten unterstehen 1). 3. Der untere Vintschgau im Gericht Kastelbell und Schiander,s, die Teilungen mit den Schlandersbergern, Montalbanern, Kloster Steingaden, Deutscher Orden, Herren von Lichtenberg und Ramüss u. a. umfassend. Über die Art der Verhandlungsführung durch die landesfürst­liche Teilungskommission unterrichten die Einträge im Teilbuch sehr anschaulich. Dem Grundheri’en, mit dem die Teilung vor­genommen werden soll, wird ein bestimmter Tag bekanntgegeben, an dem er vor der Teilungskommission zu erscheinen hat, um seine Ansprüche im Teilungsverfahren zu vertreten — dem wart ein benanter tak geben, die selben zu bestellen oder dem wart auch tak geben ze XXIII tagen zu bestellen —, das sind die gebräuchlichsten Wendungen, mit denen die gerichtliche Einspruchsfrist umschrieben wird. Es ist offenbar immer eine befristete gerichtliche Ladung an die einzelnen Herren ergangen, wie auch die folgende nicht vereinzelte Bitte um Fristverlängerung zeigt: Ez wart herrn Engellein dem Tarant vor weihnahten tak geben von meins herren tailern, swa si an dem tail saezzen. nach dem zwelften der naehst vergangen ist indictione VIII". Do chom er und begert einen lengem tak, den gab man im auf den eritak in kathedra Petri; do chom er vnd prallt abr dehayn vrchund vmb die leut . . . indert het meim herren schreiben sott in sein puch als man auch hat getan 2). Kam der Vorgeladene überhaupt nicht zur festgesetzten Verhandlung oder konnte er den Anspruch auf die strittigen Eigenleute nicht genügend begründen, wurden diese kurzerhand dem Landesfürsten zugeschlagen und die allgemeine, die Verhandlung abschließende Form heißt dann einfach: wart herrn Peterman (v. Schennan) an seiner prüder stat tak geben ze bestellen, waz er hintz der selben műtér vmb aigenschaft ze sprechen hiet, der bestalt er niht noch encham auf den tak niht, da von sint si nu geschriben meim herren gaentzlich in sein püch 3). oder dem hofmaister wart ein tak geben in Passeir auf den X. tak nach Ostern ze bestellen den Mitterlehner auf Vidorf in Passeir vnd Vólműten enunt Meraner pruke, dez hat er niht getan, da von sint J) Dieses Verhältnis hat sieh in den folgenden Jahrzehnten noch weiter zu­gunsten des Landesfürsten verschoben, so daß es im Untertanen Verzeichnis von 1427 bereits heißt: item die lewt in Passeir sind, all der herschaft und hat kain herr noch edelman kainen aigenman. Schlern-Schriften 44, a. a. O., S. 199. 2) Cod. 397, Fol. 6 . 3) Cod. 397, Fol. 18''.

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