Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 3. (1950) – Leo Santifaller Festschrift
LARGIADER, Anton: Natal- und Circumcisionsstil in Zürich vom 14. bis zum 16. Jahrhundert
430 Anton Largiadér Die Landschaften, welche die heutige Schweiz ausmachen, gingen im Mittelalter in bezug auf die kalendarischen Gewohnheiten verschiedene Wege. So auch im Jahresanfang. Galt für die deutschsprechenden Teile der Natalstil, so folgten die welschen Teile unserer Landschaften überwiegend dem Annuntiationsstil, d. h. dem Jahreswechsel mit dem 25. März, dem Tage der „Annuntiatio Mariae“. Aber auch da ist es fast unmöglich, eine allgemeine Regel aufzustellen, und man wird sich immer wieder an die Untersuchung des einzelnen Falles machen müssen. Heinrich Türler hat 1924 eine kurze Zusammenfassung der Jahresanfänge in der mittelalterlichen Schweiz zu geben versucht; man wird aber immer auf die Spezialuntersuchungen zurückgreifen müssen, die zahlreich sind * 1). Das Bistum Lausanne hatte im Wandel der Zeiten Natalstil, Annuntiationsstil (calculus Florentinus) und später Osterstil. Türler vertritt die Auffassung, daß schließlich dann bis 1536 Annuntiationsstil geherrscht habe 2). des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, 8. * Aufl. (1941), S. 11 — 14. Unveränderter Nachdruck, 9. Aufl. (1948), S. 11 —14. —- Karl Friedrich Ginzel, Hahdbuch der mathematischen und technischen Chronologie: Das Zeitrechnungswesen der Völker. 3. Bd., 8. 157—170 (1914). — Arthur Giry, Manuel de diplomatique, Nouv. éd. (1925), p. 103—-129. — Alain de Boüard, Manuel de diplomatique fran§aise et pontificale. T. 1“*' (1929), p. 302—308. —Adriano Cappelli, Cronologia, cronografia e calendario perpetuo. 2‘ ed. (1930), p. 9—22. — Harry Bresslau, Handbuch der Urkundenlehre für Deutschland und Italien, 2. A., 2. Bd., S. 428—441 (1931). Dieser Abschnitt bearbeitet von Hans-Walter Klewitz. — Es sei an dieser Stelle noch auf das grundlegende Werk der Mauriner verwiesen, „L’Art de vérifler les dates“ von Dantine, Clémencet et Durand, 1. Aufl. (Paris 1750). Ich zitiere nach der 4. Auflage in 18 Bänden, (1818—1819). Im 1. Band werden 8. 8 ff. die Jahresanfänge behandelt, u. a. auch der Natalstil. — Über die insularen Jahresanfänge vgl. die ausgezeichnete Studie von Reginald L. Poole, The beginning of the year in the middle ages. Zuerst erschienen in den „Proceedings of the British Academy“, vol. X (1921 — 1923), p. 113—137; wieder abgedruckt in Pooles „Studies in Chronology and History“ (1934), p. 1—27. ') Heinrich Türler, Chronologie, in: Hist.-Biograph. Lexikon der Schweiz, 2. Bd. (1924), S. 580—581. — Bibliographien von Aufsätzen zur Schweiz. Chronologie linden sich im „Repertorium“ von J. L. Brandstetter (1892), S. 211; im „Repertorium“ von Hs. Barth (1906), S. 107 und im „Schweizergeschichtl. Repertorium“ der Alig. Geschichtf. Gesellschaft d. Schweiz (1944), S. 73 (die letztgenannte Übersicht ist unvollständig). 2) Vgl. die zusammenfassende Darstellung von Ed. Louis Burnet, Etude sur la Chronologie en usage dans le canton de Vaud de l’époque romaine ä nos jours, in Revue historique vaudoise 7., 16 (1908). —Charles Roth, Le commencement de l’année ä Lausanne pendant la premiere moitié du XIII0 siede d’aprés le car- tulaire du chapitre de Notre-Dame, in „Melanges Charles Gilliard“ (1944), S. 158 bis