Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 3. (1950) – Leo Santifaller Festschrift

LARGIADER, Anton: Natal- und Circumcisionsstil in Zürich vom 14. bis zum 16. Jahrhundert

Natal- und Circumeisionsstil in Zürich vom 14. bis 16. Jahrhundert 431 Auch die älteren kalendarischen Gewohnheiten von Genf sind unter­sucht worden: Es kommen Natalstil und Osterstil vor. Die Genfer Be. hörden gingen am Ende des 16. Jahrhunderts zum Circumeisionsstil über1). Die in der Stadt Bern üblichen Jahresanfänge hat Türler untersucht: Es macht sich dabei geltend, daß die Stadt zum Bistum Lausanne gehörte, ein großer Teil ihres Untertanengebietes aber zum Bistum Konstanz2). 166; es ergibt sich daraus, daß im 11. und 12. Jahrhundert Natalstil herrschte, daß dann aber im 13. Jahrhundert der Annuntiationsstil (calculus Florentinus) und der Osterstil an seine Stelle traten. Über den Gebrauch des Natalstils in Genf vor 1305 vgl. E. L. Burnet, Essai sur la Chronologie en usage dans les chartes du diocese de Geneve au XII siede, in „Mém. et Doc. de Geneve“ t. XXXI (1908—1909), über den Übergang der Genfer Kanzlei zum Circumeisionsstil E. L. Burnet, Notes sur l’introduction de l’année du l°r janvier ä Geneve 150 —160 siécle, in „Anz. f. Schweiz. Geschichte“, NF. 12 (1914), S. 195—209, mit folgendem Ergebnis. Zwischen 1450 und 1575 herrscht ein Übergangsstadium, jedes einzelne Datum zwischen dem 25. Dezember und dem 1. Januar muß für sich überprüft werden, es können beide Jahresstile Vor­kommen. Am 11. Januar 1575 gab die Genfer Regierung den Notaren Befehl, inskünftig in ihren Dokumenten den Jahreswechsel des 1. Januar zu verwenden, „analog der in Frankreich seit einiger Zeit angewendeten Methode“. 2) Heinrich Türler gibt im Vorwort zum 8. Bd. der „Fontes rerum Ber- nensium“ (1903) auf Grimd bernischer Quellen (Urkunden, Akten und Chroniken) Aufschlüsse über Annuntiations- und Natalstil in Bern bis ins 16. Jahrhundert. Daraus ergibt sich, „daß in Bern offenbar durch Schreiber, die an der bischöflichen Kurie von Lausanne gebildet waren und unter ihrem Einfluß standen, bis gegen Ende des 13. Jahrhunderts wirklich der Annuntiationsstil befolgt wurde.“ Mit diesem rivalisierte aber von 1271 an der Nativitätsstil, welcher von ungefähr 1300 an den Sieg davon trug. „In den anderen deutschen Gebieten der Diözese Lausanne verhält es sich ähnlich, ohne daß jedoch eine bestimmte Regel aufgestellt werden könnte. In bezug auf den Übergang zum Circumeisionsstil zeigt die bernische Kanzlei vereinzelt 1531 den neuen Stil, dann wieder Natalstil. Von 1535 bis 1555 konnte Türler ein Schwanken in den Gebräuchen feststellen, nämlich solange der Stadtschreiber Peter Cyro im Amte war. „Von 1555 an ist der heutige Stil allein in Geltung geblieben.“ — Eine Reihe ergänzender Angaben über das Fortdauern des Natalstils in der bernischen Kanzlei verdanke ich Herrn E. Meyer, Adjunkt des Staatsarchivs in Bern. Danach zerfiel die bernische Seckeimeisterrechnung ursprünglich in zwei Semesterrechnungen, von denen eine mit dem 26. Dezember einsetzte und dem Gebrauch des Natalstils folgte. Im Jahre 1650 erfolgte die Zusammenlegung beider Teile zu einer Ganzjahresrechnung. Sie enthält bis 1777 die Angabe, daß sie von „Weihnachten bis Weihnachten“ reiche; im Innern der Rechnungen hatte sich schon zweihundert Jahre früher der Brauch eingebürgert, daß die Einträge vom 1. Januar bis 31. Dezember liefern, also Kalender- oder Circumeisionsstil. Die Weihnachtsangabe war zur bloßen Formsache herabgesunken. — Meyer hat ferner in Ergänzung zu Türlers Bemerkung über das Auf hören des Natalstils in den Ratsmanualen Berns 1555 (siehe oben) fest­gestellt, daß in den bernischen Missi venbüchern dieser Stil erst um 1560 auf hört.

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