Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 3. (1950) – Leo Santifaller Festschrift

KRAUSE, Wilhelm: Kosmas der Aetoler und seine Prophezeiungen

Kosmas der Ätoler und seine Prophezeiungen 411 „Eine größere Steuer ist das Brot und die Lebensmittel. Danach werden sie bei den Familien suchen. Und dann werden alle murren und verzweifelt sein, weil sie das, was sie haben, geben werden, vor Hunger aber selbst dahinsterben.“ Den meisten genügte aber diese Auslegung des Mönches nicht, sondern sie suchten nach einer anderen Deutung. Sie sagten, der Heilige habe über die Steuern gesprochen. K.: Daß es sich hier um Steuern handelt, dürfte aus den beiden folgenden ebenfalls Steuern betreffende Prophezeiungen hervorgehen. 9. „Sie werden eine Steuer auf die Hühner legen.“ 10. „Sie werden eine Steuer auf die Fenster legen 1).“ K.: Im Fall der Plünderei oder Anarchie schauen die Plünderer auf große und zahlreiche Fenster, in der Meinung, daß sich dort auch großer Reichtum befände; sie werden deshalb viel Geld verlangen. 11. „Sie werden euch als Soldaten zu nehmen trachten, doch werden sie keinen Erfolg haben.“ K.: Seit 1612 hob die Türkei Christen als Soldaten aus, hatte aber im Epirus keinen Erfolg. 12. „Wenn sie die Frage mit der Feder lösen, werdet ihr nichts erleiden.“ Ü.: „Wenn der Ort auf Grund eines gemeinsamen Vertrages der Großmächte frei sein wird“, sagte einer „wird es für ihn ein großes Glück sein“. — Der Heilige achtete allerdings auf niemandes Wort, sein Geist war von Unruhe ergriffen und er fuhr fort zu sprechen: 13. „Mit den einen werdet ihr euch niederlegen und mit den anderen aufstehen.“ K.: Im Lauf der Besitzergreifung des 2. März 1913 legten wir uns am Abend nieder, noch von den türkischen Truppen umgeben, und als der Morgen graute, waren wir von griechischen Truppen umringt. Am 16. September 1916 kamen die Italiener des Nachts von Norden her und als es Morgen war, fanden wir uns von italienischen Truppen eingeschlossen. ') Vgl. über den Hausbau G. Hahn, a. a. O., S. 41: „In Argyrokastron wohnen die Landbesitzer der Gegend, ihnen gehören alle Dörfer der Ebene zu eigen, und sie haben wohl auch noch andere Besitzungen außerhalb des Thaies. Sie wohnen in hochaufsteigenden, wohl verwahrten Häusern, welche in den unteren Räumen nach der Straße zu nur Lücken und Schießscharten, höhere Fenster aber nur im dritten und vierten Stockwerk haben. Der Hof ist mit hohen, festen Mauern verwahrt und die schweren Thore sind meist doppelt, das äußere führt in einen kleinen Vorhof, der von dem Inneren des Hauses überall bestrichen werden kann; das innere Thor steht so, daß man von der Straße aus nicht in den zweiten Hof sehen kann.“

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