Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 3. (1950) – Leo Santifaller Festschrift

KRAUSE, Wilhelm: Kosmas der Aetoler und seine Prophezeiungen

410 Wilhelm Krause 4. „Ein Brot wird verloren gehen und von einem die Hälfte, da es die Tiere fressen werden.“ Ü.: Alle sehen in dem Brot, das der Heilige nennt, die Aussaat der Felder. Die armen Menschen waren buchstäblich außer sich, als sie diese Worte hörten. Derartiges Geschehen, meinten sie, wird vorüber­gehen, daß die ganze Ernte gehemmt wird; doch wenn auch später die Saat wachsen wird, so wird das Furchtbare eintreten, daß die Bauern ihre Felder nicht vor den Tieren schützen können, welche großen Schaden anrichten. Welcher Hunger! Welche Hungersnot wird kommen! sagten sie. 5. „In Bekirme werden 40 Pferde an einen Pfahl gebunden werden.“ tT.: Die Leute lächelten: 40 Pferde an einen Pfahl, das wäre wohl eine sehr schwere Sache, weil sie unmöglich Platz finden. K.: Bekirme war ein Han (d. i. Rasthaus) mitten im Gebiet von Georgutsatini an der öffentlichen Straße, welche diesen Ort mit Joannina verband. Jetzt existiert dieser Han nicht mehr, ebenso nicht die Straße. Nur die Benennung der Gegend „Bekirme“ ist noch geläufig. Man sagt, diese Prophezeiung sei 1913 und 1914 in Erfüllung gegangen, als das griechische Heer in der Nähe dieses Han biwakierte. Damals banden die Soldaten einen Strick an einen Pfahl, rechts und links davon die Tiere der Kompanie, Maulesel und Pferde, damit sie nicht auf dem Feld herumliefen. Zweifelsohne müssen wir dies auch für die in Zukunft dort lagernden Truppen annehmen, da der Platz nahe an der Grenze liegt. 6. „Avlonas ') wird zugrunde gehen.“ Oder nach anderen: „Nach Avlonas werden viele Truppen ziehen und eine starke Flotte wird in seinem Hafen vor Anker gehen.“ K.: Andere sagen, der Heilige habe weder das eine noch das andere gesagt. Es bleibt also der Geduld des Lesers überlassen und der Geschlechter, welche sicherlich noch den Ablauf des Geschehens erwarten. 7. „Ihr werdet die einen aufsteigen sehen, die anderen hinab.“ K.: Der Heilige sah eine Truppenbewegung voraus, wie sie bis jetzt zahlreich stattfanden, besonders 1912 und 1913. Vielleicht stehen noch andere, größere Truppenbewegungen bevor. 8. „Sie werden eine schwere und drückende Steuer auferlegen, aber sie kommen zu spät.“ U.: Zu diesen Worten des Heiligen sprach einer von den Mönchen. Er wandte seinen Kopf der Menge zu und sagte mit langsamer Stimme: 1 1) Alban. Vlone ital. Valona.

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