Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 3. (1950) – Leo Santifaller Festschrift

KRAUSE, Wilhelm: Kosmas der Aetoler und seine Prophezeiungen

Kosmas der Ätoler und seine Prophezeiungen 409 ein allgewaltiger Mann und in Joannina residieren! Er würde Geld anhäufen, große Reichtümer und königliche Schätze! Er freute sich über das herrliche Glück, das seiner harrte. 2. „Ali Pascha wird mit rotem Barte nach Konstantinopel gehen.“ So sprach wiederum der Heilige und entfernte sich rasch von dort. Dann gingen auch Chamko und ihr Ali. Als Ali Pascha Vezir in Joannina geworden war, erinnert er sich der Prophezeiungen des Kosmas. Betreffs der ersten hatte er keinen Zweifel mehr über ihre Erfüllung. Er wollte jedoch auch ausführlicher über die andere, die zweite Prophezeiung etwas erfahren. Der Heilige war jedoch damals nicht mehr am Leben. Er war bei Berati geköpft worden. Dort war er auch bestattet. Ali Pasche ordnete an, daß das Grab geöffnet und ihm der Schädel des Heiligen gebracht werde. Als man diesen ihm brachte, nahm ihn Ali Pascha mit Ehrfurcht in seine Hände, küßte ihn und hatte ihn immer vor sich auf dem Schreib­tisch, wo sich seine verschiedenen Schriftstücke befanden. Man erzählt, Ali Pascha habe starr auf den Schädel geblickt und gesagt: „Ach Kosmas, daß du nicht mehr am Leben bist, damit ich dich frage und du mir sagst, wie ich nach Konstantinopel komme.“ — Die zweite Prophezeiung des hl. Kosmas ist in Erfüllung gegangen, als Ali Pascha geköpft und der Kopf des-Blutbesudelten nach Kon­stantinopel geschickt wurde. II. Prophezeiungen über den Nordepirus. Bezogen sich die beiden erstgenannten Prophezeiungen auf die Schicksale einer einzelnen Person, so ist der Inhalt der folgenden (3—33) das Schicksal der nordepirotischen Bevölkerung, der dieses Gebiet überziehende Krieg, die Not und das Elend der Nachkriegszeit und dazwischen eingestreut Ermahnungen und Ratschläge sowie Worte der Hoffnung auf Rettung. 3. „Baut keine großen Häuser. Macht Tore, daß sie nicht hinein­gehen.“ ÜK.: Einige meinen, große Häuser seien wertlos, weil sie im Krieg zerstört würden, andere denken wieder daran, daß sie unpraktisch seien sobald es sich um eine Auswanderung handle. Andere wieder sagten, große Häuser seien dem Neid und den Zugriff Übelwollender ausgesetzt. K.: Diese letzte Meinung scheint die überzeugendste zu sein, da sie mit der Ummauerung des Hofes und der Errichtung von Haus­toren in Einklang zu bringen ist.

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