Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 3. (1950) – Leo Santifaller Festschrift

WEINZIERL, Erika: Der Gurker Bistumsstreit 1432–1436 im Lichte neuer Quellen

310 Erika Weinzierl-Fischer vorgeschlagen habe 1), nunmehr Bischof Laurenz von „Gurk“ unter­stützen wolle. Er ersuche daher das Kapitel nachdrücklich, ebenso wie er selbst, an den Papst zu schreiben und diesen um die Trans­ferierung Liechtenbergers nach Gurk zu bitten.—Es kann kaum ein Zweifel darüber bestehen, daß das Kapitel, dem auch Laurenz schon sein Entgegenkommen versichert hatte2), dem herzoglichen Wunsch, oder besser gesagt Befehl, sehr bald nachgekommen ist. Bereits in den ersten Maitagen 1432 dürften also sowohl der Herzog als auch das Kapitel den Papst um die Transferierung Liechtenbergers ersucht haben. Zur gleichen Zeit scheint das Kapitel auch die später von seiner Seite sehr betonte Wahl3) Laurenz’s zum Bischof von Gurk vorgenommen zu haben 4). Alle diese Aktionen waren ohne Befragung der einzig kompetenten Stelle, des Erzbischofs von Salzburg, in die Wege geleitet worden und es ist verständlich, daß dieser derartige Eingriffe in seine Rechte nicht widerspruchslos hinnehmen konnte. Stand doch den Erz­bischöfen seit der Gründung des Bistums Gurk durch Erzbischof Gebhard das Recht der Besetzung dieses Bischofstuhles zu 5). Das Kapitel von Gurk versuchte zwar immer wieder, sich von der Abhängig­keit von Salzburg zu befreien 6), doch mußte es nach einigen nur kurze Zeit dauernden Erfolgen 6) 1232 7) schließlich das Investiturrecht der Erzbischöfe von Salzburg endgültig anerkennen. Nach dieser Regelung schlug der Erzbischof drei Kandidaten vor, von denen das Kapitel einen wählen durfte, der dann vom Erzbischof investiert und geweiht wurde. — Von 1337 an mehrten sich jedoch die Besetzungen des Bistums durch den Papst8) und auch das unverbindliche Ersuchen der Herzoge von Österreich, ihre Kandidaten ebenfalls zu berück­sichtigen, hatte 1402 bereits den Charakter eines beanspruchten Rechtes angenommen 9). 1) Dieses Schreiben des Herzogs an das Kapitel ist nicht erhalten. Möglicher­weise wurde es von Liechtenberger selbst vernichtet. 2) Siehe S. 309. 3) Siehe S. 325. *) Vgl. Chmel, S. 45, Anm. 4. ä) Hirn, a. a. O., S. 10. — Seidenschnur, a. a. O., S. 286. 6) Hirn, a. a. 0., S. 19 ff. ’) A. v. Jaksch, Monumenta historica ducatus Carinthiae I (Klagenfurt 1896), S. 418, n. 538. 8) Seidenschnur, a. a. O., S. 256. 9) Srbik, a. a. O., S. 30—31.

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