Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 3. (1950) – Leo Santifaller Festschrift
WEINZIERL, Erika: Der Gurker Bistumsstreit 1432–1436 im Lichte neuer Quellen
Der Gurker Bistumstreit 1432—1436 im Lichte neuer Quellen 309 Liechtenberger versuchte jedoch nicht nur den Landesfürsten, sondern auch das Kapitel von Gurk, das sich mit Bischof Ernst nicht vertragen hatte 1), für sich zu gewinnen. Schon am 27. April 1432 2) gelobte Laurenz für den Fall seiner päpstlichen Transferierung nach Gurk, zu der ihm Herzog Friedrich von Österreich verhelfen wolle, vor seinem Regierungsantritt einen Revers auszustellen, daß er die Privilegien und Freiheiten des Kapitels unangetastet lassen werde. Besonders aber wolle er sich an das Urteil halten, das Herzog Friedrich seinerzeit in dem Prozeß zwischen dem Kapitel und Bischof Ernst gefällt hatte 3). Am gleichen Tage verpflichtete sich Laurenz in einer weiteren Erklärung 4 5), dem Herzog vor der Übernahme des Bistums eine auch vom Kapitel besiegelte Verschreibung zu übergeben, deren Inhalt die Gurker Amtleute in Gegenwart eines herzoglichen Anwalts beschwören sollten. In dieser Urkunde hätten der Bischof, der Propst und das Kapitel von Gurk zu geloben, jeweils den Ältesten des Hauses Österreich, der die Länder, in denen die Gurker Besitzungen liegen, regiert, als ihren Erbvogt anzuerkennen. Alle Burgen, Städte und Gerichte wären den Herzogen offenzuhalten. Bei Sedisvakanz müßten die Amtleute bis zur Besetzung des Bistums s) dem Kapitel und den Herzogen von Österreich gehorchen. Durch diese weitgehenden Versprechungen konnte Liechtenberger bereits Ende April 1432 die Förderung des Realpolitikers Friedrichs IV. für sich gewinnen, der ursprünglich gar nicht beabsichtigt hatte, seinem ehemaligen Kanzler Liechtenberger zum Bistum Gurk zu verhelfen. Der Herzog teilte nämlich dem Kapitel von Gurk am 4. Mai 1432 6) mit, daß er, obwohl er nach dem Tod Bischof Ernsts dem Kapitel seinen Protonotar Pfarrer Georg von Graz als Bischof 1) Ms. 11/21/1, n. XXVIII, Archiv des Geschichtsvereins Klagenfurt. 2) 1432 April 27, s. 1. Konzept, HHStA. Wien. 3) P. Thiemo Raschl, Urkundenabschriften aus dem Fb. Diözesanarchiv Gurk in Klagenfurt, I, 1426 November 27, Wr. Neustadt. Fb. Diözesanarchiv Gurk in Klagenfurt. — Bei dieser sehr wertvollen Arbeit handelt es sich um ein unfoliiertes Maschinmanuskript, das zwischen 1938 und 1945 angelegt wurde und in chronologischer Reihenfolge die Abschriften der Urkunden des fb. Diözesan- archivs enthält (= Ms. Raschl). 4) 1432 April 27, s. 1. Konzept, HHStA. Wien. 5) ,,. . . darnach ain künftig bischoue ze Ourkch von dem stul zu Rome mit der egenanten unsrer hern von Österreich wissen und willen rechtleich bestettet wirdet ... “ Ebendort. 6) 1432 Mai 4, Innsbruck, Orig., HHStA. Wien = Lichnowsky, V, n. 3118.