Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 3. (1950) – Leo Santifaller Festschrift

WEINZIERL, Erika: Der Gurker Bistumsstreit 1432–1436 im Lichte neuer Quellen

308 Erika Weinzierl-Fischer Ernsts auf Schloß Straßburg aufgehalten hat 1). Eine weitere Stützung der Salzburger Behauptungen, die, wie später noch ersichtlich wird 2), zweifellos auf guten Informationen basierten, bildet die Tatsache, daß eine wohl bald nach dem Tode Bischof Ernsts erlassene Verfügung Herzog Friedrichs IV. erhalten ist 3), mit der dieser Straßburg pfleg­weise seinem Getreuen Niklas von Weispriach bis zur endgültigen Besetzung des Bistums übergab. Der Herzog betonte bei dieser Gelegenheit nicht nur seine Rechte auf Gurk4), sondern erklärte auch ausdrücklich, daß er, da ihn Bischof Laurenz von Lavant darum gebeten habe, den Papst um dessen Transferierung nach Gurk ersuchen werde. Sollte der Papst dieses Ansuchen bewilligen, und würde Laurenz wirklich Bischof von Gurk, so müßte Niklas den Schuldbrief, den er dem Herzog übergeben hätte, einlösen und den Besitz über Straßburg Laurenz einräumen. Könnte dieser aber sein Ziel nicht erreichen und das Bistum käme in die Hände eines anderen, dann wäre diese Schuld wohl nicht einzulösen, aber Straßburg dem Herzog, falls er es verlangen sollte, zu übergeben. Die Entscheidung des Papstes müßte jedoch bis zum nächsten Martinstag bereits gefallen sein, da sonst die Schuld trotzdem getilgt und Straßburg dem Herzog auf Wunsch überantwortet werden müßte. Diese Bestimmungen beweisen, daß die Salzburger Anklagen gegen Laurenz, dessen Unterhändler Niklas von Weispriach gewesen sein soll, nicht grundlos vorgebracht worden waren. So soll z. B. Liechtenberger dem Herzog durch Niklas für die Unterstützung seiner Bestrebungen 7000 Gulden versprochen und schließlich über diese Summe sogar eine Schuldverschreibung ausgestellt haben 5), die ein gewisser Jakob Poyczenfurter, ein herzog­licher Beamter, mit besiegelte. Von dieser Verschreibung existiert noch heute eine Kopie6), in der als Siegler tatsächlich auch Poyczenfurter genannt ist, und auch der vertraute herzogliche Diener Vinsterl, dem Laurenz laut Salzburger Angabe für seine Vermittlung 100 Gulden versprochen haben soll7), konnte identifiziert werden8). x) 1432 Februar 26, s. 1. Köp. saec. XV, HHStA. Wien. 2) Siehe unten. 3) (1432), s. 1. Undatiertes Konzept, HHStA. Wien — Liehnowsky, V, n. 3189. 4) ,,... wir als herr und vogt desselben bistumbs . .ebendort. 6) Siehe oben. 6) 1432 Mai 8, s. 1. Köp. saec. XV, HHStA. Wien = Liehnowsky, V, n. 3121. 7) Chmel, S. 40. 8) Vinsterl hieß der Hofnarr Friedrichs IV., der bereits 1427 im herzoglichen Gefolge aufscheint. — D. Schönherr, Franz Sehweygers Chronik der Stadt Hall. Tirol. Geschichtsquellen I (1867), S. 31.

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