Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 3. (1950) – Leo Santifaller Festschrift
WEINZIERL, Erika: Der Gurker Bistumsstreit 1432–1436 im Lichte neuer Quellen
Der Gurker Bistumstreit 1432—1436 im Lichte neuer Quellen 307 Arbeit zur Verfügung stehende Raum erlaubt nun weder eine Edition x) aller dieser Quellen noch eine eingehendere rechtshistorische Auswertung * 2) der einzelnen Stücke. Es wird daher im folgenden nur versucht, auf Grund des neuen sowie des bereits bekannten, aber teilweise zu wenig ausgewerteten Materials3) in chronologischer Reihenfolge über alle jene Personen, Handlungen und Ereignisse zu berichten, die die Geschichte dieses langen und wechselvollen Streites bestimmten. Ernst Auer, seit 1411 Bischof von Gurk 4), starb am 26. März 1432 5). Drei Tage vor seinem Tod hatte er sein Testament aufgesetzt, in dem er über sein Privat ver mögen zugunsten seiner Verwandten und frommer Stiftungen verfügte 6). Zum Testamentsvollstrecker ernannte er Bischof Laurenz Liechtenberger von Lavant7), der auch die Güter und Schlösser des Bistums bis zur endgültigen Regelung aller Angelegenheiten in seine Obhut nehmen sollte 8). Auf Grund dieser Bestimmungen bemächtigte sich Laurenz der gesamten Verlassenschaft des verstorbenen Bischofs, dessen Nachfolger im Bistum zu werden er von nun an mit dem Einsatz aller seiner Kräfte bestrebt war. Zu der später von Erzbischof Johann II. von Salzburg gegen Liechtenberger erhobenen Anschuldigung, daß sich dieser noch bei Lebzeiten Bischof Ernsts des Schlosses Straßburg bemächtigt und das Schloß dann in die Hände Herzog Friedrichs IV. von Tirol gespielt hätte 9), ist zu sagen, daß sich Liechtenberger bereits imFebruar 1432 in derUmgebung ') Besonders wichtige Stellen werden im vollen Wortlaut in den Anmerkungen wiedergegeben. 2) Zur Geschichte der rechtlichen Stellung des Bistums Gurk und der Bedeutung, die der hier behandelte Streit für diese hatte, vgl. die auf S. 306, Anm. 2 angegebenen Arbeiten. t 3) So z. B. manche der bei E. Lichnowsky, Geschichte des Hauses Habsburg, V (Wien 1841), in Regestenform wiedergegebenen Urkunden (= Lichnowsky). 4) P. B. Schroll, Series episcoporum et s. r. i. principum Gurcensium. Arch, f. vaterl. Gesch. u. Topogr., XV (1885), S. 24. 6) Chmel, S. 39. 6) Ms. 11/21/1 (unfoliierte Materialiensammlung saec. XVIII für eine Geschichte von Gurk aus den Akten des Konsistorialarchivs und des fb. Archivs zu Straßburg mit mehreren Fassungen einer imvollständigen Geschichte der Bischöfe von Gurk), n. XXVIII, Archiv des Kärntner Geschichtsvereins Klagenfurt. 7) Vgl. K. Tangl, Reihe der Bischöfe von Lavant (Klagenfurt 1841), S. 139— 143, 146—151 und H. Wagner, Das Salzburger Domkapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung 1400—1500. Ungedr. Diss. (Wien 1949), S. 166, n. 45. 8) Ms. 11/21/1, n. XXVIII, Archiv des Geschichtsvereins Klagenfurt. 9) Chmel, S. 39—40.