Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 2. (1949)

STRASSMAYR, Eduard: Der Schutz von Schloßarchiven in Oberösterreich

Straßmayr, Schutz von Schloßarchiven in Oberösterreich 89 und Wissenschaft“ soll keine Behinderung der Aufstiegsmöglichkeiten des Archivdirektors beinhalten. Dies wären in gedrängter Kürze die wichtigsten und häufigsten Be­hinderungen der Archivarbeit, deren Beseitigung oder weitgehende Milde­rung eine vordringliche Aufgabe des Archivbeirates bilden soll. Es folgte dann das Referat des Landesarchivdirektors Hofrat Dr. Eduard Straßmayr (Linz) über: Der Schutz von Schloßarchiven in Oberösterreich. Zu den wichtigsten Aufgaben des Archivschutzes, den die Landes­regierungs- bzw. Landesarchive zu pflegen haben, zählt die Obsorge für die Schloßarchive. Was in Ober Österreich auf diesem Gebiete unter­nommen und mit Erfolg durchgeführt wurde, soll hier kurz ausgeführt werden. Schon wiederholt hat die Archivliteratur aufgezeigt, wie viele schwere Einbußen an wertvollem Quellenmaterial zur österreichischen Geschichte die einst auf Herrschaftssitzen sorgsam gehüteten Archivschätze erlitten haben. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zog in Oberösterreich ein Archivar, Johann Adam Trauner, herum, der nicht weniger als 21 große Archive adeliger Herren, angesehener Klöster, Städte und Märkte muster­gültig ordnete. Dann kam das 19. Jahrhundert, das kein Verständnis für eine Archiv­pflege zeigte. Es kümmerte sich der österreichische Staat nicht um seine eigenen Archive in der Provinz. Es waren die alten Schriftdenkmale auf­gehobener Klöster, der Städte und Märkte sowie der Zünfte arg gefährdet. Herrschaftsbesitzer ließen ihre vergilbten Papiere in dumpfen Gemächern vermodern, Geldschwierigkeiten der Schloßherren und häufige Ver­änderungen im Herrschaftsbesitz hatten zur Folge, daß viele denkwürdige Zeugen unserer Heimatgeschichte in den Antiquariatsladen und in die Papiermühle wanderten oder in alle Winde zerflatterten. So sind die Schriften des Schloßarchivs Kammer am Attersee, das durch die Grafen Khevenhüller für die Geschichte des 17. Jahrhunderts europäische Bedeutung erlangte, im Jahre 1893 vom Wiener Antiquariat Kende ver­steigert worden. Das gleiche Mißgeschick traf das Adelsarchiv Schwert­berg, von besonderem Wert durch Korrespondenzen des Führers der protestantischen Bewegung in Oberösterreich, Georg Erasmus von Tscher- nembl und durch Bauernkriegsakten. Die Salburgschen Archive Leonstein und Altenhof-Falkenstein kamen 1905 ebenfalls bei Kende zum Verkauf. Große Aktenbestände der Starhembergschen Herrschaften Hartheim- Puchenau, Oberwallsee-Eschelberg und Schaunberg-Eferding wurden im Jahre 1901 als Altpapier verkauft. Manche Gutsherren haben ihre Archive jeder Benützung, auch wissen­schaftlichen Forschern, verschlossen, weil sie wegen vorgekommener Dieb­stähle mißtrauisch geworden waren oder sich scheuten, Fremden einen Einblick in das wüste Durcheinander von Aktenmassen zu gestatten. Oft fehlte auch bei Herrschaftsbesitzern jedes Verständnis für die Archivalien, die doch vom Ruhm und Glanz ihrer Ahnen kündeten.

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