Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 2. (1949)
Erster österreichischer Archivtag in Wien, 21. bis 24. September 1949
76 Archivberichte III: Erster österreichischer Archivtag Zunächst habe ich einer traurigen Pflicht zu genügen und jener Fachgenossen zu gedenken, die seit dem deutsch-österreichischen Archivtag 1937 für immer von uns gegangen sind. Der Tod hat in diesen zwölf Jahren betrüblich reiche Ernte gehalten: mehr als vierzig Tote haben die österreichischen Archive zu beklagen. Ich nenne vor allem die führenden österreichischen Archivare von Weltruf, Oswald Redlich, Ludwig Bittner und Lothar Gross. Ich nenne ferner: vom Haus-, Hof- und Staatsarchiv: Arpad Györy, Josef Hardegg, Árpád Károlyi, Hans Schiitter, Oskar Schmid, Emanuel Schwab; vom Allgemeinen Verwaltungsarchiv: Heinrich Kretschmayr, Rudolf Stritzko, Melitta von Winkler; vom Finanz- und Hofkammerarchiv: Viktor Hofmann von Wellenhof, Franz Stanglica, Franz Wilhelm, Adolf Zawrazel; vom Kriegsarchiv: Edmund Glaise-Horstenau, Maximilian Hoen, Viktor Meduna, Robert Srbik; vom Unterrichtsarchiv: Franz Staub; vom Archiv der Stadt Wien: Richard Mattis, Leopold Sailer, Kurt Zeillinger; vom Niederösterreichischen Landesarchiv und Archiv für Nieder Österreich: Hermann Göhler, Josef Kraft, Max Vancsa; vom Oberösterreichischen Landesarchiv: Leo Wehrenpfennig; vom Archiv der Steiermärkischen Landesregierung: Anton Mell, Franz Millwisch, Ignaz Nösselböck, Viktor Thiel, Andreas Veider; vom Kärntner Landesarchiv: Martin Wutte, Karl Starzacher; vom Tiroler Landesregierungsarchiv: Ferdinand Kogler, Andreas Fischnaler; vom Stiftsarchiv Melk: P. Eduard Katschthaler; vom Stiftsarchiv Heiligenkreuz: P. Friedrich Lavatsch; vom Stiftsarchiv Reichersberg: P. Gerhoh Weiss. Wir werden unseren verehrten und lieben Kollegen und deren Arbeiten ein dankbares und ehrendes Andenken bewahren. Ich danke Ihnen, daß Sie das Andenken der Toten durch Erheben von Ihren Sitzen geehrt haben. Dann darf ich auf zwei für das österreichische Archivwesen und insbesondere für das Haus-, Hof- und Staatsarchiv bedeutsame Gedenktage hinweisen : Am 10. Juni 1779, also vor 170 Jahren, ist Theodor Anton Taulow von Rosenthal ') zu Wien gestorben. Es geziemt sich, gerade am heutigen Tage, an dem wir die vor 200 Jahren erfolgte Gründung des Haus-, Hof- und Staatsarchivs feiern, Rosenthals zu gedenken, denn er war es, den die Kaiserin Maria Theresia im Jahre 1749 mit der Gründung ihres Haus-, Hof- und Staatsarchivs betraute. Beim Ausbruch des österreichischen Erhfolgekrieges (1740) hatte es sich gezeigt, daß die zur Verteidigung des Erbfolgerechtes erforderlichen Dokumente nicht auffindbar waren. Das war der unmittelbare letzte Anlaß, daß Maria Theresia daranging, die Errichtung eines Haus-, Hof- und Staatsarchivs nun auch tatsächlich durchzuführen, nachdem bereits seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert mehrere Versuche mißglückt und mehrere Pläne unausgeführt geblieben waren und unter Karl VI. bereits eine weitläufige Äußerung über die Notwendigkeit der Gründung eines Haus- und Staatsarchivs verfaßt worden x) Vgl. L. Bittner, Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. 1, 1936, S. 17 * ff., 117—123.