Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 2. (1949)
LHOTSKY, Alphons: Handschriftenausstellung der Österreichischen Nationalbibliothek anläßlich des Ersten Österreichischen Archivtages. Handschriftliche Denkmäler der Geschichte Österreichs
Handschriftliche Denkmäler der Geschichte Österreichs 11 vita Gregorii VII. (Ingolstadt 1610) zum ersten Male bekanntgemacht hat. Die entsprechende Notiz von der Hand Tengnagels (f. 248) war aufgeschlagen. Die Handschrift selbst gehört dem 13. Jahrhundert an. Vgl. Anton Kern, Magnum Legendárium Austriacum (Die Österreichische Nationalbibliothek, Wien 1948, S. 429 ff.). Den Höhepunkt nicht nur österreichischer, sondern hochmittelalterlicher Historiographie überhaupt bedeuten anerkanntermaßen die Werke des 1158 verstorbenen Otto von Freising, Sohnes des Markgrafen Leopold III. von Österreich. Der cod. n. 3334 ist eine zwar späte, textlich aber sehr gute Überlieferung der berühmten, 1143 bis 1146 entstandenen Chronik (oder Liber de duabus civitatibus), Nr in der so recht das augustinisch fundierte Geschichtsbild des Mittelalters formuliert ist, angefertigt 1482 für den gelehrten Tiroler Dr. Johannes Fuchsmagen, der den Inhalt sichtlich eifrigst studierte und gelegentlich mit sehr umfangreichen Randglossen begleitete; die aufgeschlagene Seite (f. 82—83) betrifft die Auffindung eines antiken Inschriftsteines zur Zeit des Königs Matthias in Ungarn (t 1490) und ist für die Entwicklung der Historiographie unter Kaiser Maximilian I. von erheblicher Bedeutung. Über Ottos geistesgeschichtliche Stellung und Bedeutung handelte ausführlich P. Brezzi, Ottone di Frisinga (Bullettino deli’ Istituto storico italiano 54, 1939, p. 129 sgg.), über die Handschrift Adolf Hofmeister in der Einleitung zu der von ihm besorgten Ausgabe in den Monumenta Germaniae historica, Scriptores rerum Germanicarum (Hannover 1912), p. LXXVII sq., über Fuchsmagen zuletzt Karl Grossmann, Die Frühzeit des Humanismus in Wien bis zu Celtis Berufung (Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich, Neue Folge 22, 1929), S. 273 f. Der Pessimismus Ottos hat nach den ersten Erfolgen seines jugendlichen Neffen Friedrich I. Barbarossa eine wesentliche Lockerung erfahren, so daß er diesen selbst bat, ihm die amtlichen Unterlagen zur literarischen Verewigung seiner Taten zukommen zu lassen. So entstanden die Gesta Friderici I. imperatoris, die Otto allerdings Nr nur bis zum II. Buche (einschließlich 1156) geführt hat; schon verdüsterte der Reichstag von Besangon neuerlich die Szene der Weltpolitik und der Verfasser zog sich von dem Werke zurück, das sein Freund Rahewin, Propst von Freising (| 1177), um zwei weitere Bücher bereicherte. Aufgeschlagen war das Kapitel II, 55, der für die Geschichte Österreichs so wichtige, leider allzu knappe Bericht über den Reichshoftag zu Regensburg und die Erhebung Österreichs mit den problematischen comitatus, quos tres dicunt, zu einem Herzogtum.