Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 1. (1948)
SEIDL, Jakob: Das Österreichische Staatsarchiv
Das Österreichische Staatsarchiv 19 Bundeskanzleramtes, die den vor 1938 bestehenden Zustand wieder herstellt, könnte hier ohne nennenswerte Belastung des Bundes — das Bundesfinanzgesetz 1938 hatte hiefür 5000 S vorgesehen — Abhilfe schaffen. Wenn ich am Schlüsse meine Ausführung zusammenfasse, so kann ich feststellen, daß die Österreichischen Zentralarchive seit dem Ende des ersten Weltkrieges bis zum Ausbruch des zweiten den bisherigen Höchststand ihrer wissenschaftlichen Bedeutung und ihres Ansehens in der wissenschaftlichen Welt erreicht haben. Die durch den Krieg notwendig gewordenen Bergungen haben die wissenschaftliche Tätigkeit des Reichsarchivs Wien und seine Benützung zwar gehemmt, aber nicht zum völligen Stillstand gebracht. Bei der Besetzung Wiens durch die Rote Armee haben die in Wien gebliebenen Bestände keinen Schaden erlitten. Die heute mit der Leitung des Österreichischen Staatsarchivs betrauten Beamten haben die schwere Aufgabe, neu aufzubauen. Die größte Schwierigkeit, mit der sie hiebei zu kämpfen haben, ist der Mangel an Personal und die durch den Ausfall junger Kräfte und die Überalterung der im Dienste Verbliebenen bedingte Gefahr des Abreißens jeder, gerade in Archiven wichtigen Tradition. Hoffentlich ist es ihnen möglich, die schriftlichen Denkmale der Vergangenheit Österreichs, auf dessen Wirken in jeder Richtung der menschlichen Kultur wir gewiß stolz sein können, nicht nur zu erhalten, sondern wie bisher allen Völkern in vorbildlicher Weise zugänglich zu machen.