Fekete Ludwig: Türkische schriften aus dem Archive des Palatins Nikolaus Esterházy (Budapest, 1932)

Einleitung

Zur Zeit Nikolaus Estérházys gab es noch eine andere Frage von grösserer Wichtigkeit, die zu Gegensätzen zwischen den türkischen und ungarischen Behörden führte und auch die Regierungen in Anspruch nahm: die Frage der Hajducken, die eigentlich ebenso wie die Sieben Komitate mit der siebenbürgischen Frage in Zusammen­hang stand. Das Land der Hajducken ist die einzige Ansiedlung, die nach tür­kischen Quellen türkischen Ursprungs ist und ihr zur Zeit der Ansied­lung gewonnenes Korporationsgepräge als Bezirk bis 1876 erhalten hat. Die Besiedlung, deren Verlauf aus den an den Palatin gerich­teten türkischen Schreiben nicht ausführlich dargestellt werden kann, ist nicht auf einmal, und in jenen sieben Ortschaften, auf die die Tür­ken einen Anspruch erhoben, nicht ausschliesslich durch Bocskai vor sich gegangen. 1 Die Kolonisten dieser Ansiedlung sollten — minde­stens in den Augen der Türken — zum Besten des Türkischen Reiches bzw. Siebenbürgens Grenzwachdienste gegen das Königreich leisten. Die Hajducken bildeten zur Zeit der Besiedlung keine feste Ein­heit. Wohl mochte sich unter ihnen infolge der Gleichartigkeit ihrer Beschäftigung und ihres Lebens ein gewisser Gemeinschaftsgeist, eine Art Zusammengehörigkeitsgefühl herausgebildet haben. Doch war diese äussere Einheit in den der Besiedlung folgenden Zeiten einer härteren Probe unterworfen. Die Körperschaft der Hajducken vertrat nämlich eine grosse kriegerische Macht, um deretwillen man sich bemühte, die Hajducken für sich zu gewinnen. Das hatte zur Folge, dass sich die Hajducken in Parteien spalteten. Ein Grossteil von ihnen blieb den siebenbürgischen Fürsten treu, einzelne Teile aber — die beim Aufstand Emmerich Thökölys wieder an; da aber die türkische Regierung diesmal in günstigerer Lage als zur Bethlen—Rákóczi-Zeit war, setzte sie sich mit grösserer Bestimmtheit türkische Ziele. So schuf die Pforte zur Lostrennung des nordöstlichen Oberlandes eine neue Machteinheit — die beiläufig den Sieben Komitaten entsprach —, u. zw. das Oberungarische Fürstentum Emmerich Thökölys, fesselte dieses aber nicht mehr an Siebenbürgen, sondern als steuer­zahlenden Vasallen unmittelbar an die Türkische Pforte. 1 Ein von Bocskai am 12. Dez. 1605 in Korpona ausgestellter Stiftungsbrief (in Transskription: Budapest, St.-Arch. Ung. Hofkanzlei, Litt. Cons. 1728: 36; in ungar. Übersetzung hg. v. Koloman Boldisár: Bocskai hadi népe — „Bocskais Kriegsvolk, S. 14 ff.) verleiht den Hajducken das Gebiet von Kalló, Nánás, Dorog, Hadház, Vámospércs und einzelne Appertinenze von Tokaj; mit Dekret vom 2. Sept. 1606 wird ihnen nachträglich auch das Gebiet von Szoboszló verliehen. Die Besiedlung wird von Gabriel Báthory im J. 1608 auf Polgár und Szentmargitta und später von anderen auf noch andere Gebiete ausgedehnt.

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