Fekete Ludwig: Türkische schriften aus dem Archive des Palatins Nikolaus Esterházy (Budapest, 1932)
Urkunden und Schriften (in Übersetzung)
das Gut des einen, das Leben und die Kinder des anderen bedrohen und sehr viele Freveltaten verübt wurden: können es viele nicht mehr aushalten, bereiten sich, aus Furcht für ihr Leben, im geheimen zum Aufruhr vor und sinnen auf Rache* Aber Wir, dieser Euer Freund, gehen gegen solche Leute strenge vor und versäumen nicht, sie zu ermahnen; eine Bewilligung ist nie erteilt worden und es gibt auch keine Möglichkeit, dass sie erteilt werde; wiederholt sind eindringliche edle Befehle und Briefe abgeschickt und die Verwalter und Gäzis im Grenzgebiete strenge ermahnt worden; Unsere Disziplin ist fest und verlässlich. — Von Euch, Unserem Freunde, erwarten Wir also, dass Ihr die Freundschaft und den Frieden aus tiefstem Herzen in Ehren haltet und zu einem Vorgehen, das Entfremdung verursachen könnte, keine Bewilligung erteilet. So der unendlich erhabene Allah es will, werdet Ihr all' dies über all' Euer Erwarten von Uns erleben können; stellet Euch also nur nicht vor, dass Unser Bestreben nicht mit vollem Herzen auf das Beste gerichtet wäre. — Da sich ausserdem fortwährend Räuber bei Euch zusammenrotten und an den Orten, wohin sie kommen, Frevel taten und Verbrechen verüben, müssen die Gäzis der Grenzgegend notgedrungen, um Schaden von sich abzuwehren, in Bereitschaft ausrücken; und wenn sie einander treffen, verüben sie viele Freveltaten und entfremdende Verbrechen. — Wenn es in Eurer Absicht läge, dann wäre ihre Bändigung sehr leicht. Aber Ihr behauptet, dass derartige unbedeutende Streitigkeiten zwischen Leuten niedrigeren Standes vorzukommen pflegen und gebt folgende Antwort; „Schätzt geringfügige Ausschreitungen nicht zu hoch ein!" Wir, Euer Freund, halten derartige Vorfälle jedoch nicht für würdig, da es nicht angeht, zwischen den beiden Herrschern Entfremdung und Feindschaft herbeizuführen. Man muss bedenken — und dementsprechend sollte schon im vorhinein zu Ausschreitungen keine Bewilligung erteilt werden—, ob man, wenn die Zwietracht und die Freveltaten sich allmählich vermehren, imstande sein wird, die Unruhestifter zur Reue zu zwingen und zu behindern, falls dies beabsichtigt wird. Obwohl Wir wissen, dass Ihr Euch freuet, wenn Eure Krieger im geheimen ausrücken, den Weg absperren, die Mohammedaner töten und gefangennehmen, hält die Majestät Gottes, des unendlich erhabenen, das Quälen seiner Diener, seiner Geschöpfe, wenn dies zur Friedenszeit vorkommt, für ungerecht und wird die Übeltäter unbedingt mit grosser Rache und Qual bestrafen. — Also, mein Freund, Wir teilen Euch, die Ihr offenbar ein erfahrener und umsichtiger, vernünftiger und einsichtsvoller