Fekete Ludwig: Türkische schriften aus dem Archive des Palatins Nikolaus Esterházy (Budapest, 1932)

Einleitung

Übereinkommen zu treffen und damit Gabriel Bethlens Ziel, die Los­lösung Siebenbürgens von der Krone, zu vereiteln, wurde er durch das gemeinsame Vertrauen des Königs und der Nation auf dem Reichstag zu Pressburg am 25. Oktober 1625 2um Palatin, dem ersten Würden­träger des Reiches, erhoben und blieb in dieser Würde, trotz wieder­holter Abdankung, bis zu seinem Tode am 11. September 1645. Seine Tätigkeit, seine Unterhandlungen gewannen dadurch grosse politische Bedeutung, dass er als der Vertreter des Königs und mit weiten Vollmachten ausgestatteter Reichsverweser von Ungarn mit auslän­dischen Mächten zu verhandeln hatte und sich dadurch zu einer Persönlichkeit von internationalem Rufe aufschwang. In der treuen Anhänglichkeit an die Dynastie wetteiferte mit ihm die ganze Familie. Von seinen zwölf Geschwistern spielte Daniel auf Beratungen, Paul, der von den Türken als „unruhig" bezeichnete Hauptmann von Nógrád, auf den Schlachtfeldern eine Rolle. Im Jahre 1652 fielen nicht weniger als 4 Mitglieder der Familie Ester­házy bei Vezekény im Kampf gegen die Türken. 1 Als türkischer Gegenpol stehen dem Palatin die Ofner Paschas gegenüber. Sie werden zwar — wie bereits erwähnt — häufig abgelöst, 2 führen jedoch die Geschäfte auch während ihrer kurzen Regierung im gleichen Geiste und nach einheitlichen Prinzipien. Sie halten sich strenge an die Regierungsweisungen, die ihnen der Grossvezir oder der Sultan gelegentlich ihrer Betrauung in ganz grossen Umrissen gegeben hat, oder die ihnen, falls in der Zwischenzeit eine Revision der Weisungen notwendig wird, ein besonderer Eilbote zur Kenntnis bringt. In Angelegenheiten von beschränkt-lokaler Bedeutung geht jedoch die Initiative von den Paschas des Grenzgebietes aus. Ihre Meldungen werden von der Pforte übernommen, der Sultan schreibt 1 Esterházy Miklós, Magyarország nádora, Bd. I— III; Eszterházy János: Az Esterházy család (Johann E.: „Die Familie E.") Bd. I— IL 8 Die Verwaltung des Ofner Ejalets gelangt zwischen 1543 und 1686, also während 143 Jahren, 98 mal, im Durchschnitt also alle anderthalb Jahre, in neue Hände, obgleich mitunter auch in dieselben Hände. Den meisten von ihnen über­bringt der Henker den letzten Befehl des Sultans, falls sie nicht schon vorher als „Märtyrer des Glaubens" auf dem Schlachtfeld gefallen sind. Die Regierung der anderen Bejlerbejs von Ungarn war von noch unbestimmterer und kürzerer Dauer; an ihnen konnte auch der Bejlerbej von Ofen — falls er im Besitze von Serdar­rechten war — das Todesurteil vollstrecken.

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