Fekete Ludwig: Türkische schriften aus dem Archive des Palatins Nikolaus Esterházy (Budapest, 1932)

Einleitung

Ungarn und die Türkei in der ersten Hälfte des XVIL Jahrhunderts* Allgemeine Verhältnisse. Nikolaus Esterházy hat in den Beziehungen des Königreichs Ungarn zur Türkei eine anscheinend definitive, durch Verträge klar umrissene Lage vorgefunden, als er am 25. Oktober 1625 von den ungarischen Ständen in Pressburg zum Palatin gewählt wurde. Der grosse Kampf, den der Kaiser, gleichzeitig auch König von Ungarn, seit der Schlacht bei Mohács gegen die Dynastie Osman geführt hatte, war nun, 100 Jahre nach Mohács, gleichsam an einem Ruhepunkt angelangt. Die aufeinander folgenden Verhandlungen, Friedensschlüsse und Verträge der letzten zwei Jahrzehnte hatten nach dem Fünfzehn­jährigen Krieg (1591—1606) auch offiziell zu einem Übereinkommen ge­führt. Zufolge der innen- und aussenpolitischen Verhältnisse der beiden Reiche ändern sich nunmehr auch ihre früheren Beziehungen zueinan­der, sie werden beiderseits passiv und die jahrhundertalten Gegner geben einander die Möglichkeit, sich mit den übrigen Feinden zu messen. Die damalige Lage des Kaiserreichs ist hinlänglich bekannt. Von dem Tage an, da die Stellungnahme der tschechischen Stände die Lawine des Dreissigjährigen Krieges in Prag zum Rollen brachte, waren die Reiche Europas in zwei Mächtegruppen gespalten. Dieser Krieg verpflichtete die Macht des kaiserlichen Imperiums nach dem Westen und zog sie vom Osten ab; auf diese Weise entstand jene Lage, in der Ungarn, damals ein schmaler Landstreifen, gezwungen war, ohne Unterstützung durch den Westen, sich allein gegen die Türken zu behaupten. Die Aufgaben der Grenzverteidigung, die Zurechtlegung der hiezu geeigneten Methoden und die Herbei­schaffung der nötigen Mittel waren zur Gänze dem Palatin, den Orts­behörden, — Generalhauptleuten und Hauptleuten der wichtigeren L. Fekete: Türk. Schriften aus dem Archive des Palatins N. Esterházy. III

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