Fekete Ludwig: Türkische schriften aus dem Archive des Palatins Nikolaus Esterházy (Budapest, 1932)

Vorwort

europäischen wissenschaftlichen Literatur publiziert worden sind. Diese Briefe führen die politischen Ereignisse nicht weiter, sie registrie­ren sie höchstens als Nachrichten; dafür befassen sie sich mit den kleineren Sorgen und Freuden des einfachen Volkes, mit den gewöhn­lichen Erscheinungen und Ereignissen des Alltags. Die örtlichen und zeitlichen Beziehungen ihres Inhalts stimmen jedoch mit den in die erste Abteilung eingereihten amtlichen Schriftstücke überein. Bei der Herausgabe der Schriften habe ich eine von der Publikation abendländischer Quellen abweichende Methode angewendet, insoferne ich nach der Wiedergabe des türkischen Originaltextes auch dessen Übersetzung folgen lasse. Während der türkische Text, im weitesten Sinne genommen, turkologischen Zielen dienen möchte, soll die Über­setzung vor allem die historische Forschung erleichtern. Beide Texte zusammen aber können als Lesebuch und als Übungshandbuch zur Vervollkommnung der türkischen Sprachkenntnisse herangezogen wer­den. Jene türkischen Schriften des Archivs, die ich nicht vollkommen wiedergebe, führe ich in kurzen Inhaltsangaben in einem dem Bande beigefügten „Verzeichnis der im Archive des Palatins Nikolaus Ester­häzy aufbewahrten türkischen Schriften" (S. 424 ff.) an. Sowohl für die Ausgabe wie auch für die Übersetzung der tür­kischen Texte mussten eigene Regeln aufgestellt werden. Die Methode, die bei ähnlichen, aber anderssprachigen europäi­schen Ausgaben angewendet wird, dürfte bei der Publikation türkischer Texte schwerlich beizubehalten sein. In Publikationen von abendländi­schen Sprachen verfolgt man eine sehr strenge, buchstabentreue Methode. In der türkischen Sprache aber würden auch mit grösserer Sorgfalt geschriebene Texte, z. B. wegen der oftmaligen Vernachlässi­gung der diakritischen Punkte, soviele Anmerkungen notwendig machen, dass der eigentliche Text ihretwegen ganz zurücktreten müsste. Ich habe daher diese, sonst eher paleographische Methode bei der Veröffentlichung für mich nicht als bindend und massgebend betrach­tet und die schablonenhaften Mängel der Schreibung bloss bei den Eigennamen und dort, wo Missverständnisse möglich wären, zum Gegenstand einer Anmerkung gemacht* Auch bei der Übersetzung und Stilisierung des deutschen Textes war eine genaue Anpassung an die türkische Sprache und den türki­schen Geist mit grossen Schwierigkeiten verbunden. Ich sah mich daher mehrfach genötigt, das türkische Satzgefüge umzuarbeiten, obwohl der türkische Text hiebei manches von seiner schillernden

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