Domanovszky Sándor: József nádor iratai II. 1805-1807. (Budapest, 1929)

1806

sind freyl[ich] von Seite des Staats von Zeit zu Zeit jährliche] Zuschüße bewilliget, denen sogenannten Bettelmönchen aber wieder erlaubt worden, Lebensmittel zu sammlen. Allein erstere Aushülfen reichen bey der so ausserordentlich] gestiegenen Theuerung kaum hin, sie von ihrem gäntzl[ichen] Verfall zu schützen, letztere aber nebst deme, daß sie den geistl[ichen] Stand herabwürdigen und zu vielen Erpressungen und schlechten Handlungen Anlaß geben, sind auch, da sich die Umstände und allgemeine Denckungsart sehr geändert, bey weitem nicht so ergiebig, als vorhin, und erzielen nicht die gehoffte Aushülfe. Da überdieß die Pflichten der Ordensgeistlichkeit, ihre Lebensart sehr beschwerl[lich] sind, so hat auch unter ihnen die Unzufriedenheit mit ihrem Stande sehr überhand genommen. Ein richtiger Beweiß hievon sind die nun so häufig werdende Fälle der aus Klöstern entspringenden Geistlichen, der in selben den Verstand verliehrenden Individuen, bey welchen, so wie auch bey dem vermehrten Stand der unter der Weltgeistlichkeit entste­henden Irren man sich nicht überzeugen kann, daß Unzufrieden­heit über ihre Existenz und über den von ihnen gewählen Stand die Grundursachen aller dieser Verirrungen ist. b) Die evangelische Geistlichkeit beeder Confessionen. Diese beziehet in Hungarn zu ihrer Dotirung nichts von dem Staate, sondern wird theils durch bestehende Fundationen, theils durch Zuschüsse und Abgaben ihrer Glaubensgenossen erhalten. Ihre Dotirung ist durchgehends massig, an manch Orten sogar gering, da sie aber zugl[eich] auch meistens mit Gründen ver­sehen und vereidiget ist, auch eine einfache Lebensart führet, so bestehet sie zieml[ich] gut und die Klagen über schlechte Existenz sind sehr wenig, da der Gemeingeist, die Zusammenhaltung, die unter ihren Glaubensgenossen herrschet, letztere beweget, ähnl[ich] gegründeten Klagen durch freywillige Zuschüsse oder anderweite Zulagen gleich abzuhelfen. Da die höhern Würden in dieser Geist­lichkeit durch die Wahl der Kirchen, Bezirke oder Superintendenzen ersetzt werden, so haben Talente und vorzügliche] Verwendung einen gegründeten Anspruch auf schnelle Beförderung, und der oberwähnte Gemeingeist macht, daß keinem leicht die verdiente Belohnung entgehet. Bey dieser Laage der Sachen hat zwar die Geistlichkeit beeder Confessionen für sich wenig Anlaß zu Klagen, zur Unzu­friedenheit, allein die Verfolgungen, die sie bisweilen von dem katholischen] clero, mitunter auch von der Regierung zu erleiden glaubt, welche bey dem Religions-Eifer und Gemeingeist ihrer Glaubensgenossen gleich vergrössert und verbreitet werden, die in denen fremden Universitaeten, in welchen sie meistens ihr Studium vollendet, eingesogenen liberalen und freyern Grundsätze, Domanovszky Sándor: József nádor iratai, m, 84

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